Brandbrief: 9.000 Eltern und Ärzte fordern, sofort alle Schulen zu öffnen

Über 9.000 Eltern, Kinderärzte, Virologen und Pädagogen richten sich in einem gemeinsamen Brief an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten. Sie fordern, dass an allen Schulen wieder Unterricht vor Ort stattfinden darf.
Stuttgart - Wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg* befinden sich viele Schulen im Land noch immer im Fern- oder Wechselunterricht. Einige Schüler waren seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule. Nach monatelangem Homeschooling steht es um die Motivation der Schüler dramatisch*. Tausende Eltern, Pädagogen, Ärzte und Virologen zeigen sich angesichts der Situation alarmiert. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidenten der Länder und den Bundestag fordern sie, Präsenzunterricht überall wieder möglich zu machen.
Stellvertretend für Baden-Württemberg hat Zarah Abendschön-Sawall, Vorständin der Initiative Familien, den Brief mit den mehr als 9.000 Unterschriften an Kultusministerin Theresa Schopper übergeben. „Unsere Kernforderung ist ein Präsenzbetrieb in den Kindergärten und Schulen - und zwar unabhängig von der Inzidenz“, sagte Abendschön-Sawall den Stuttgarter Nachrichten. Aktuell gilt bundesweit immer noch, dass Schulen bei einer Inzidenz über 165 im Fernunterricht* bleiben. Wenn ein Stadt- oder Landkreis diesen Wert an fünf Tagen in Folge unterbietet, wird auf Wechselunterricht umgestellt. Alle Schularten kehren jedoch erst zum Präsenzunterricht zurück, wenn die Inzidenz unter 50 liegt.
Schulschließungen in Baden-Württemberg: „Schaden überwiegt Nutzen der Pandemiebekämpfung“
Tausende Unterzeichner der Petition sind sich sicher: Die langen Schulschließungen richten bei den Kindern und Jugendlichen Schäden an. „Wir sind überzeugt, dass der psychische und physische Schaden, den die dauerhaften Beschränkungen für die Jüngsten haben, den Nutzen im Zuge der Pandemiebekämpfung überwiegt“, betonte die Vorständin der Initiative Familien gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. Neben der Schulöffnung stellt die Petition weitere Forderungen: „Wir wollen, dass Sport im Freien für Kinder und Jugendliche ohne Beschränkungen möglich ist.“
Ihr Vorhaben begründet die Initiative, zu der sich auch knapp 800 Wissenschaftler und Fachleute bekennen, damit, dass das Infektionsgeschehen rund um das Coronavirus in Deutschland aktuell abnimmt. Vielerorts gibt es deshalb Lockerungen in Gastronomie, Handel und Kultur*. „Für uns Eltern war es ein herber Schlag, zu hören, dass nun beispielsweise Restaurants bei einer Inzidenz unter 100 im Innenraum wieder aufmachen dürfen, aber weiterführende Schulen bei solchen Zahlen weiterhin nur Wechselunterricht anbieten können“, sagte Zarah Abendschön-Sawall den Stuttgarter Nachrichten.
Petition gegen Schulschließungen: „Kinder dürfen nicht schlechter als andere Bereiche gestellt werden“
Die Diskrepanz der Maßnahmen in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens ist für Abendschön-Sawall nicht nachvollziehbar: „Wir finden einfach, dass Kinder nicht schlechter als andere Bereiche gestellt werden dürfen - zumal es im Koalitionsvertrag heißt, Kinder seien das wertvollste Gut.“ Da Kinder in der Regel keine schweren Verläufe hätten, seien aus ihrer Sicht auch die Risiken für das Gesundheitssystem überschaubar. Ebenso könne die Testpflicht für Schüler* dazu beitragen, dass die Öffnungen das Infektionsgeschehen nicht gefährden.
„Wir wenden uns ausdrücklich gegen jede Art von automatischen Einschränkungen des Regelbetriebs in Schulen und Kitas sowie Gruppensportverbote in Abhängigkeit von Melde-Inzidenzen im Infektionsschutzgesetz“, heißt es in der Petition. Kinder und Jugendliche müssten „nach wochenlangem Verzicht auf Lernen, Begegnungen mit Gleichaltrigen, Sport und anderen gemeinsamen Aktivitäten endlich in den Normalbetrieb an Kitas und Schulen zurückkehren“ dürfen, so die Verfasser. *BW24 ist ein Angebot von Ippen.Media.