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Donald Trump wird nach Wahlkampf-Auftritt in Tulsa zum Gespött - bitterer Hohn und acht infizierte Mitarbeiter

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Von: Patrick Freiwah, Fabian Müller

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Trotz Corona-Pandemie wollte Donald Trump vor Zehntausenden Menschen auftreten  - viele Ränge blieben aber leer. Der US-Präsident erntet Hohn und Spott nach seinem Auftritt.

Update vom 27. Juni, 15.20 Uhr: Ein neues Enthüllungsbuch über Donald Trump soll erscheinen. Diesmal packt seine Nichte über die „kaputte“ Trump-Familie aus. Vor Gericht konnte die Veröffentlichung erstmal nicht gestoppt werden. Ihren Onkel bezeichnet Mary Trump als den „gefährlichsten Mann der Welt.

Indessen spaltet Trump Amerika weiter wegen einer brenzligen Sache: Er weigert sich, eine Schutzmaske zu tragen.

Update vom 23. Juni, 9.42 Uhr: Schon der Wahlkampf-Auftritt des US-Präsidenten Donald Trump in Tulsa sorgte für Spott und Häme. Seine Rede war zeitweise wirr, zahlreiche Plätze waren in Oklahoma leer geblieben. Doch seit die Bilder seiner nächtlichen Ankunft vor dem Weißen Haus publik gemacht wurden, stürzen sich die Leute nun zunehmend darauf.

Zu sehen: ein matt wirkender, erschöpfter US-Präsident, in der rechten Hand die knittrige „Make-America-Great-Again“-Kappe, die lose, rote Krawatte hängt ihm um den Hals. Seine Hand hebt er müde zum Gruß. Nichts zu sehen vom sonst so breitschultrigen Gehabe Trumps. Dazu kommen neuerliche Giftpfeile von Amtsvorgänger Barack Obama.

Gerade auf Twitter, dem ehemaligen Lieblings-Netzwerk des Präsidenten, sammelt sich der Spott. Mehrere Videos, wie Trump aus dem Helikopter steigt und zum Weißen Haus läuft, sind mit Songs wie „Everybody hurts“ oder anderer theatralischer Musik unterlegt, Die Hashtags #TrumpRallyFail oder #WalkofShame machten die Runde. Das soziale Netzwerk überschlug sich in den Tagen nach dem misslungenen Auftritt förmlich vor Freude. Doch mittlerweile steht fest: Es hat einen verrückten Grund, dass Trump vor leeren Rängen sprechen musste.

Trump und die Leiter seiner Kampagne geraten zusehends ins Schwimmen, die Umfragewerte des Präsidenten befinden sich schon seit Monaten in Talfahrt. So ein Auftritt wie der in Tulsa und vor allem die Bilder, die er produziert hat, werden nicht in seinem Interesse sein. Zuletzt erklärte er die Corona-Pandemie für beendet - auch keine Aussage, die ihm sonderlich gut zu Gesicht steht. 

US-Präsident Donald Trump gerät in seiner Heimat weiter unter Druck. Ein Bericht wirft ihm nun „wahnhaften“ Umgang mit anderen Staatschefs vor. Angela Merkel soll Trump massiv beleidigt haben.

Indes geraten die Corona-Infektionszahlen in den USA völlig außer Kontrolle. Präsident Donald Trump spricht jedoch von „großartigen Neuigkeiten“.

Nach Trump-Wahlkampf in Tulsa: Zahl der infizierten Trump-Mitarbeiter steigt auf acht 

Update vom 23. Juni, 7 Uhr: Zwei weitere Mitglieder des Wahlkampfteams von US-Präsident Donald Trump, die seinen Auftritt am Samstag in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma vor Ort organisiert hatten, sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dies teilte der Kommunikationschef der Trump-Wiederwahlkampagne, Tim Murtaugh, am Montag mit. Die Gesamtzahl der positiv auf das neuartige Virus getesteten Wahlkampfmitarbeiter, die in Tulsa im Einsatz waren, stieg damit auf acht.

Die Infektion der anderen sechs Mitarbeiter war schon vor der Kundgebung festgestellt worden, so dass sie bei der Veranstaltung dann nicht dabei waren. Sie wurden laut Murtaugh sofort in Quarantäne geschickt. Die jetzt positiv getesteten Mitarbeiter waren hingegen bei der Kundgebung anwesend. Sie hätten aber während der ganzen Zeit Atemschutzmasken getragen, betonte Murtaugh. Nach den positiven Tests seien auch sie umgehend unter Quarantäne gestellt worden.

Trump-Wahlkampf in Tulsa: Ein Thema ließ er unerwähnt

Update vom 21. Juni, 18.32 Uhr: Der Neustart seines Wahlkampfes* in der Corona-Pandemie - er kann wohl eher als enttäuschend gewertet werden: US-Präsident Donald Trump sprach in einer Arena in Tulsa (Oklahoma) vor etwa 19.000 Plätzen - von denen zahlreiche leer waren, trotz Werbung auf Twitter:

Dennoch, vor immerhin Tausenden jubelnden Fans griff Trump Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die US-Demokraten und die Medien an. Ein Thema ließ Trump in seiner mehr als eineinhalbstündigen Rede unerwähnt: den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz.

Trump in Tulsa: Wahlkampf-Rallye von K-Pop-Fans sabotiert?

Trump hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass sich fast eine Million Menschen um Tickets für die Veranstaltung in Tulsa beworben hätten.  Die New York Times berichtete unterdessen, die Arena sei nur zu zwei Dritteln gefüllt gewesen - und die Zeitung will außerdem erfahren haben, was hinter den leeren Sitzen stecken könnte: Ein Streich aus der koreanischen Popszene. Sogenannte K-Pop-Anhänger hätten nach eigenen Angaben in den sozialen Medien - unter anderem auf TikTok - dazu aufgerufen, sich Freikarten für die Trump-Rallye zu sichern. Und dann nicht hinzugehen. 

Trump im Wahlkampf: Vorwurf an „radikale Demonstranten“

Der Kommunikationsdirektor von Trumps Wahlkampfteam, Tim Murtaugh, warf „radikalen Demonstranten“ und Medien vor, Sympathisanten vom Besuch der Kundgebung abgehalten zu haben. Immer noch seien die Tausenden Unterstützer aber ein Kontrast zum „schläfrigen Wahlkampf“ von Trumps designiertem Herausforderer bei der Wahl im November, Joe Biden*. Am Rande von Trumps Auftritt kam es zu Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die Proteste blieben aber weitgehend friedlich, wie die Polizei in Tulsa berichtete.

In seiner Ansprache ging Trump nicht auf Floyd ein, der Ende Mai von einem Polizisten in Minneapolis brutal getötet worden war. Auch Rassismus oder Polizeigewalt thematisierte Trump nicht. Stattdessen sagte der Republikaner mit Blick auf die Wahl im November* unter Applaus: „Wenn die Demokraten an die Macht kommen, dann werden die Randalierer das Sagen haben und niemand wird mehr sicher sein.“

US-Präsident Donald Trump bei seiner nächtlichen Rückkehr aus Tulsa
US-Präsident Donald Trump bei seiner nächtlichen Rückkehr aus Tulsa © dpa / Patrick Semansky

Trump sagte weiter: „Sie wollen unser Erbe zerstören, damit sie ihr neues Unterdrückungsregime an seiner Stelle durchsetzen können.“ Der Präsident behauptete fälschlicherweise, die Demokraten wollten Polizeibehörden die Finanzierung entziehen und diese auflösen. Biden habe sich in seiner Partei „der radikalen Linken ergeben“. 

Bundesinneminister Horst Seehofer hat die rechtsextremistische Vereinigung „Nordadler“ verboten. Seit den Morgenstunden laufen Razzien.

Kurz vor Trumps erstem Auftritt: Sechs Wahlkampf-Mitarbeiter positiv auf Coronavirus getestet

Update vom 20. Juni, 21.49 Uhr: Sechs Mitarbeiter, die Donald Trumps für Samstag geplanten Wahlkampfauftritt mitorganisiert haben, sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dies teilte das Wahlkampfteam wenige Stunden vor Beginn der umstrittenen Veranstaltung im US-Bundesstaat Oklahoma mit.

Bei hunderten von Tests seien sechs Mitglieder des Teams positiv getestet und sofort in Quarantäne geschickt worden, erklärte der Kommunikationschef für die Wiederwahlkampagne des US-Präsidenten, Tim Murtaugh. Keiner der positiv getesteten Mitarbeiter „oder jemand, der in direktem Kontakt mit ihnen stand“ werde an der Veranstaltung teilnehmen. Während in den USA die meisten Menschen weltweit mit dem Virus infiziert wurden, sieht Donald Trump das Land auf einem guten Weg in der Krise.

Der Auftritt Trumps in Tulsa war ohnehin schon stark kritisiert worden. Zum einen, da Massenveranstaltungen die Verbreitung des Coronavirus befeuern können und weil es 1921 in Tulsa zu einem rassistischen Massaker kam, das in Erinnerung geblieben ist (siehe Erstmeldung).

Unterdessen musste Donald Trump eine gerichtliche Niederlage einstecken. Seine Regierung wollte die Veröffentlichung des Enthüllungsbuches des ehemaligen Sicherheitsberaters John Bolton verhindern. Trump sprach trotzdem von einem Sieg und drohte dem Autor. Gleichzeitig ging er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut wegen der deutschen Verteidigungsausgaben an.

Donald Trump startet in Massaker-Stadt in Wahlkampf: Furcht vor Ausschreitungen

Erstmeldung vom 20. Juni, 18.39 Uhr:

Washington/Tulsa - Die USA sind weltweit das Land mit der höchsten Corona-OpferzahlFast 120.000 Menschen haben bereits ihr Leben verloren, die an Covid-19 erkrankt waren. Weiterhin sterben täglich hunderte von Menschen in den Vereinigten Staaten mit dieser Diagnose. Dennoch wird US-Präsident Donald Trump am Samstag Abend (Ortszeit) wieder damit beginnen, vor versammelten Menschenmassen aufzutreten. Grund: eine Wahlkampfveranstaltung für die Präsidentenwahl Anfang November*.

Donald Trump im US-Wahlkampf: Am Ort eines Massakers

Mit der Ortswahl erhitzt der strittige Staatschef Trump* jedoch die Gemüter, wie er es bereits mit vielen anderen Entscheidungen davor auch tat - und die viele Menschen als gezielte Provokation betrachten: Tulsa, die zweitgrößte Stadt im US-Staat Oklahoma. Dort hat sich nämlich am 31. Mai 1921 eine schreckliche Tragödie zugetragen.

Ein weißer Mob, der dem rassistischen Ku-Klux-Klan zugeordnet wird, tötete in Tulsa bis zu 300 Schwarze. Ausgangspunkt des Massakers waren Vorwürfe gegen den jungen Schwarzen Dick Rowland, der sich in einem Fahrstuhl an einer weißen Frau vergangen haben soll. Der Tatverdächtige wurde am 31. Mai 1921 festgenommen. Vor dem Gerichtsgebäude, in dem er festgehalten wurde, gab es daraufhin Zusammenstöße zwischen bewaffneten Gruppen von Schwarzen und Weißen. Die Afroamerikaner befürchteten Berichten zufolge, Rowland könne gelyncht werden.

Donald Trump hält seine erste Massenveranstaltung im Wahlkampf in der Stadt Tulsa ab - Ort eines Massakers vor 99 Jahren
Donald Trump hält seine erste Massenveranstaltung im Wahlkampf in der Stadt Tulsa ab - Ort eines Massakers vor 99 Jahren. © AFP / Michael B. Thomas

In der Folge überrannte ein weißer Mob den von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil Greenwood. Die Angreifer erschossen zahlreiche Schwarze, plünderten das Viertel und brannten über 1000 Häuser nieder, darunter Kirchen, Schulen und Geschäfte. Nie wurde jemand juristisch wegen des Massakers zur Verantwortung gezogen - Entschädigungen für die Opferfamilien gab es ebenfalls nicht.

US-Präsident spricht vor Tausenden Fans in Tulsa - Ausschreitungen befürchtet

Die Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Tulsa kommt inmitten einer Phase, in der es im ganzen Land Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt* gibt, nachdem der Afro-Amerikaner George Floyd gewaltsam von US-Polizisten zu Tode gequält* wurde. Die Behörden rechnen bei dem Trump-Spektakel mit vielen Gegendemonstranten und befürchten Ausschreitungen. In einem Tweet hat der US-Präsident bereits ein hartes Vorgehen gegen "Protestierer, Anarchisten, Agitatoren, Plünderer oder Pack" angedroht:

Der zweite Kritikpunkt am amtierenden US-Präsidenten: Gesundheitsexperten bewerten den Auftritt als unverantwortlich, wenn sich viele Tausende Anhänger von Trump dicht gedrängt im BOK Center befinden und so einer Ansteckung mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 optimale Bedingungen bieten. 

Die USA ist das derzeit am stärksten vom Corona-Virus betroffene Land der Welt.

Ärger hat sich US-Präsident Donald Trump außerdem mit den „Rolling Stones“ eingehandelt - es geht ebenfalls um seinen Wahlkampf. Nun könnte ihm sogar eine Klage drohen.

PF mit AFP

*Merkur.de ist ein Angebot des bundesweiten Ippen Digital Redaktionsnetzwerks

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