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Wollte Andreas L. den Absturz noch verhindern?

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Von: Andrea Pientka

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Germanwings, Flug 4U 9525, Absturz, Andreas L.
Experten schätzen es als unwahrscheinlich ein, dass Co-Pilot Andreas L. kurz vor dem Aufprall den Absturz noch verhindern wollte. © dpa

Le Bourget - Die Untersuchungsbehörde hat am Montag den Bericht zum Germanwings-Absturz des Fluges 4U 9525 veröffentlicht. Eineinhalb Minuten vor dem Aufprall wurde im Cockpit eine Handlung registriert, die Fragen aufwirft.

Die Tatsache, dass ein Co-Pilot eine Passagiermaschine bewusst abstürzen und in den französischen Alpen zerschellen lässt, ist für viele immer noch unbegreiflich. Seit Mittwoch ist sogar bekannt, dass Andreas L. († 27) den Absturz auf dem Hinflug nach Barcelona probte, sich also ganz bewusst vorbereitete und nicht wie zunächst vermutet im Affekt handelte. Das geht aus dem Bericht hervor, den die französische Untersuchungsbehörde Bea sechs Wochen nach dem tragischen Unglück der Öffentlichkeit vorstellte. Die Ermittler haben darin den exakten Verlauf des Germanwings-Fluges 4U 9525 auf Basis der Flugschreiber rekonstruiert und ein Sekunden-Protokoll angefertigt.

Daraus geht außerdem hervor, dass Co-Pilot Andreas L. etwa eineinhalb Minuten (10:39:33 Uhr) bevor die Germanwings-Maschine gegen den Berg krachte und in tausend Stücke zerrissen wurde, den Steuerknüppel noch einmal leicht bewegte. Die BEA zieht im Protokoll folgende Bilanz: "Eine Minute und dreiunddreißig Sekunden vor dem Aufschlag zeichnete der FDR (Flugdatenrekorder, Anm. d. Red.) eine Steuereingabe von circa 30 Sekunden am rechten Sidestick (der des Co-Piloten, Anm. d. Red.) auf, die nicht stark genug war, den Autopiloten auszuschalten."

Wollte Andreas L. den Absturz verhindern? Das sagen die Experten:

Wollte der 27-Jährige den Absturz also in letzter Minute doch noch verhindern? Bekam er plötzlich Angst? Die "Bild"-Zeitung hat dazu zwei Experten befragt. Prof. Der Opferanwalt und Experte für Luftverkehrsrecht, Elmar Giemulla, sagte dem Blatt: "Was ihn in diesen Sekunden bewegt hat, werden wir nie erfahren. Aber vermutlich hat er mit dem Gedanken gespielt, die Maschine noch abzufangen und deshalb den Sidestick bewegt. Bei stärkerem Druck auf den Sidestick wäre der Autopilot automatisch deaktiviert worden."

Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg sieht das anders. Er sagte der "Bild": "Ich halte die Wahrscheinlichkeit für gering, denn L. hat laut Voice Recorder normal geatmet." Das deckt sich auch mit der Einschätzung des Direktors der BEA, Rémi Jouty: "Die ausgewerteten Daten bestätigen, dass der Co-Pilot handlungsfähig war, dass alle seine Handlungen den gleichen Sinn hatten. Nämlich das Flugzeug auf den Boden stürzen zu lassen." Technisch wäre es nach Informationen der Zeitung übrigens noch möglich gewesen, den Absturz eineinhalb Minuten vor dem Aufprall zu verhindern.

Germanwings-Absturz: Einsatzbilder vom Unglücksort

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