Immobilien in Spanien: Corona reduziert Preise weniger als gedacht

Spaniens Immobilienpreise stagnieren überwiegend wegen des Coronavirus, auch an der Costa Blanca. In Andalusien ist Wohneigentum günstiger geworden.
- In Spanien sind die Immobilienpreise durch das Coronavirus nicht so sehr gefallen, wie viele Käufer und Verkäufer angenommen hatten.
- In Andalusien und auf den Balearen sind die Preise für Häuser und Wohnungen stark gesunken, weil Corona vor allem den Kauf von Ferienwohnungen hemmt.
- Ökonomen prognostizieren stärkere Rückgänge im Winter.
Alicante - Viele Käufer und Verkäufer hatten zu Beginn der Coronavirus*-Pandemie einen starken Fall der Preise für Immobilien in Spanien* angekündigt. Doch neue Berechnungen der unabhängigen Wirtschaftsprüfer-Kanzlei CoHispania (spanisch) zeigt etwas anderes: Stagnation.
Spanien | Land |
Hauptstadt | Madrid |
Vorwahl | +34 |
König | Felipe VI. |
Preise für Immobilien in Spanien: Trotz Corona - Andalusien und Balearen günstiger
Zwar habe sich das Coronavirus inklusive Lockdown, Reisebeschränkungen und vielen weiteren Regeln bemerkbar gemacht, allerdings sei dadurch eher Wachstum gebremst worden, als dass die Preise für Immobilien in Spanien wirklich gesunken wären, so die Studie. Die Kanzlei hat die Entwicklung der Immobilienpreise in allen Regionen - vergleichbar mit deutschen Bundesländern - in Spanien zwischen dem ersten Semester 2019 und dem ersten 2020 untersucht. In dieser Zeit haben lediglich sechs Regionen einen Preisrückgang für Häuser und Wohnungen erlebt, und zwar Andalusien, die Balearen, das Baskenland, Galicien, Asturien und die Exklave in Afrika, Ceuta. Das bedeutet, nur in diesen Regionen hat der Preisrückgang in 2020 das große Wachstum des Boom-Jahres 2019 ausgeglichen. Erhebungen der Agentur Tinsa (spanisch) sehen im spanischen Durchschnitt entgegen der Erwartungen von Käufern und Verkäufern überhaupt keinen Preisrückgang für Immobilien.
In Andalusien war laut der Studie von CoHispanie der durch das Coronavirus ausgelöste Rückgang mit 5,8 Prozent dann aber doch deutlich. Aber auch hier ziehen die Preise bereits wieder an: Allein zwischen Juli und August wurden die Häuser und Wohnungen in der Region im Süden von Spanien nach Angaben des Immobilienportals Idealista (spanisch) um 3,5 Prozent teurer. Den größten Fall gab es in der Provinz Málaga während des Coronavirus-Notstandes, da an der Costa del Sol das Geschäft mit Ferienhäusern und Zweitwohnungen essenziell ist. Trotzdem kostet hier der Quadratmeter im Schnitt immer noch 600 Euro mehr als der andalusische Durchschnitt von 1.600 Euro. Die zweitteuerste Provinz Cádiz ist mit 1.497 Euro deutlich abgeschlagen. Teuerster Ort für Wohneigentum ist Nerja an der Costa del Sol, hier müssen Käufer pro Quadratmeter 2.800 Euro auf den Tisch legen.
Preise für Immobilien an der Costa Blanca: Alicante besonders teuer
Einen klaren Preisanstieg seit 2019 erlebte laut den Wirtschaftsprüfern von CoHispania die Region Valencia und damit die Costa Blanca*. Um 7,5 Prozent wuchsen hier die Preise für Immobilien. Diese Entwicklung ist einerseits dem sehr erfolgreichen Jahr 2019 zuzuschreiben, aber auch der Tatsache, dass Verkäufer in der Coronavirus-Krise weniger Verlust machten als im spanischen Durchschnitt. Mit durchschnittlich 1.337 Euro pro Quadratmeter bewegt sich die Region der Costa Blanca aber noch im Mittelfeld. Innerhalb der Region ist die Provinz Alicante mit ihren Küstenstädten mit exklusiven Feriensiedlungen mit durchschnittlich 1.582 Euro pro Quadratmeter am teuersten.
Einige Gemeinden wie zum Beispiel Calpe klagen bereits, dass die touristische Bautätigkeit zulasten der Bürger geht*, da den Projekten Natur und teilweise sogar Gelände mit römischen Ausgrabungen weichen müssen. Teuerste Gemeinde an der Costa Blanca ist Moraira, wo ein Käufer über 2.800 Euro pro Quadratmeter zahlen muss. In der Nachbarschaft von Moraira befindet sich auch die teuerste Straße der Region Valencia: Die Calle Penáguila in Jávea. In der nördlichen Provinz Castellón werden hingegen laut Idealista (spanisch) nur 1.042 Euro pro Quadratmeter fällig.
Preise für Immobilien in Spanien: Wo Häuser und Wohnungen am günstigsten sind
Generell gilt in Spanien: Immobilien werden günstiger, je weiter sie von der Küste und wichtigen Städten entfernt liegen. Wahre Immobilien-Schnäppchen finden Käufer in Extremadura und Castilla la Mancha vor, mit Quadratmeterpreisen um die 850 Euro und das nicht erst seit dem Coronavirus. Doch neben diesen Regionen sticht Platz drei der günstigsten Gebiete zum Häuserkauf in Spanien heraus: Die Region Murcia mit touristischen Perlen wie die Römerstadt Cartagena* und der Costa Cálida. Durchschnittlich knapp 1.000 Euro kostet hier der Quadratmeter Eigenheim. Doch auch in der kleinen Region variiert der Preis stark. Während im Weinanbaugebiet Jumilla ein Quadratmeter 570 Euro kostet, verlangen Verkäufer in La Manga bereits durchschnittlich über 1.500.
Immobilien Spanien Corona: Werden die Preise stagnieren oder weiter fallen?
Eine Vorhersage zur weiteren Entwicklung der Immobilienpreise nach Corona in Spanien* ist schwierig. Seit den Notstandsgesetzen und dem damit verbundenen Verbot, Besichtigungen durchzuführen, sind die Preise in den meisten Gebieten des Landes wieder angestiegen. Führende Ökonomen wie Wirtschaftsprofessor Gay de Liébana werfen aber die Möglichkeit in den Raum, dass das aktuelle Wachstum konjunkturell bedingt sei, weil der Sommer in Spanien immer umsatzstärker ist als der Winter. Allerdings sei das Wachstum durch das Coronavirus deutlich geringer als in den Vorjahren. „Verkäufer von Objekten einfacher und mittlerer Qualität werden die Immobilienpreise hinunterschrauben müssen, weil private Käufer in der aktuellen Situation nicht in der Lage sein werden, sich teurere Objekte leisten zu können“, so Liébana zu der spanischen Presseagentur Europa Press.

Genau das hat beispielsweise die Immobilienabteilung der Genossenschaftsbanken Cajamar gemacht und einen „Corona-Immobilien-Sale (spanisch)„ mit angeblichen Rabatten von bis zu 50 Prozent gestartet. Wie lohnenswert eine Investition in solche „Ausverkaufs-Objekte“ ist, ist wieder eine andere Frage. Eine Erholung und stärkeres Wachstum des Immobiliensektors sei „erst wieder mit einem neuen Boom, den wir frühestens 2022 erwarten, möglich“, erklärt der Wirtschaftsprofessor. Verkäufer sollten demnach lieber nicht vorschnell handeln. Er bringt auch Subventionen der Regierung ins Spiel, die aktuell „nichts tut“, klagt der Ökonom. Über kurz oder lang werden die Immobilienpreise aber wohl auch von der Entwicklung des Coronavirus in Spanien abhängen.
Spanien hat gegen die Ausbreitung des Coronavirus wie kein anderes westeuropäisches Land zu kämpfen. Aufgrund hoher Infektionszahlen, kündigt die Regierung drastische Maßnahmen für Madrid* an. *costanachrichten.com und Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.