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„Sei eine Lady“ - Cynthia Nixon geht mit feministischem Instagram-Video viral

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Von: Anna Grösch

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Cynthia Nixon in „Be a Lady They Said“ - das feministische Video wird im Netz gefeiert.
Cynthia Nixon in „Be a Lady They Said“ - das feministische Video wird im Netz gefeiert. © Screenshot Instagram girls.girls.girls.magazine

„Be a Lady“: In einem Instagram-Video prangert Schauspielerin Sexismus an. Das Video über Feminismus geht viral.

Dünn sein, schön sein, jung bleiben, lieb sein, unschuldig, aber im Bett doch bitte auch ein bisschen versaut. Ist das die perfekte Frau? „Männer mögen Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Knochen. Sei eine Size Zero. Sei eine doppelte Size-Zero. Sei ein Nichts.“

Diese Worte spricht Schauspielerin Cynthia Nixon eindringlich in die Kamera, auf Englisch versteht sich, untermalt mit dunkler Musik. „Verdecke deine Dehnungsstreifen, pumpe deine Lippen auf, botoxe deine Falten und lifte dein Gesicht.“ Dazu läuft ein treibender Elektro-Beat, zu sehen sind Schnittbilder von Models, Papst Franziskus, sprudelnden Champagner-Flaschen, Stripperinnen und reichen Männern. 

Instagram-Video geht viral: Cynthia Nixon in Video zu Feminismus

Der Videoclip „Be a Lady They Said“ des High-Fashion-Magazins „Girls Girls Girls“ geht derzeit im Internet viral. Cynthia Nixon, die durch ihre Rolle als Anwältin Miranda in „Sex and the City“ bekannt wurde, zitiert darin ein Gedicht von Camille Rainville. Eindringlich schaut Nixon in die Kamera, spuckt ihre Worte Sätze dem Zuschauer geradezu entgegen, ihr Tonfall: beißend ironisch.

Als Nixon sagt, „Sieh‘ jung aus, alt ist hässlich. Männer mögen hässlich nicht“, wird ein feixender Donald Trump („Grab ‘em by the pussy“) eingeblendet, an anderer Stelle der gerade wegen Sexualverbrechen verurteilte Harvey Weinstein*. „Werde nicht vergewaltigt, trink nicht zu viel. Lauf nicht alleine, geh nicht zu spät aus.“

Feminismus: Video auf Instagram „macht wütend“

Das feministische Video mit Nixon trifft offensichtlich einen Nerv. Auf Instagram wurde es in drei Tagen über 1,9 Millionen Mal aufgerufen, weit über 10.000 Kommentare finden sich darunter. „Gänsehaut überall“, schreibt eine Nutzerin, „Ich kann nicht aufhören das anzuschauen“, schreibt eine andere. „Beim ersten Mal ansehen hat es mich zum Weinen gebracht. Beim zweiten Mal hat es mich wütend gemacht.“

Was ist eine Frau, was ist eine Schlampe, was eine Lady? Wie stellt man die inneren Kritiker zufrieden, wer ist man für die Kritiker von außen? Am besten alles auf einmal, bis zum Selbstverlust: Rainvilles Gedicht stellt die realitätsfern, in dieser Taktung geradezu absurden Botschaften dar, die Frauen in unserer Gesellschaft immer noch mehr oder weniger subtil erreichen. 

Instagram-Video über Feminismus: „Sei nicht, wie die anderen“

„Sei keine Hure, vögel nicht rum. Männer mögen keine Schlampen“, dann: „Sei nicht prüde, sei nicht so verstockt, lächle mehr! Mache Männern eine Freude. Sei erfahren, sei sexuell.“ Diese seltsame Forderung, die oft genug als Kompliment missbraucht wird: „Sei nicht, wie die anderen Mädchen.“ 

Wer sind sie denn, die anderen Mädchen? Was ist so schlimm an ihnen? Und was soll das überhaupt bedeuten? Das Video des High-Fashion-Magazins „Girls, Girls, Girls“ zeigt die unrealistischen Ansprüche gegenüber Frauen in zwei Minuten und 51 Sekunden und wird für seinen Feminismus gefeiert. Außer Acht lassen darf man aber auch nicht, dass gerade die High-Fashion-Branche sich nicht gerade durch ihre Fürsprache für ein realistisches Frauenbild hervortut.

Instagram-Video mit Cynthia Nixon: Feminismus ist „in“

Man kann das feministische Erwachen und das Nixon-Video feiern - sollte ihm aber auch mit einer gesunden Skepsis entgegnen. Feminismus ist „in“. Und fast alle der im Video gezeigten Frauen sind immer noch eines: Nach den gewohnten gesellschaftlichen Standards attraktiv, schlank, die meisten davon weiß. So wie der Instagram-Feed des Magazins. 

Und trotzdem: Welche Frau noch nie einen der Sätze aus dem Video gehört hat, werfe den ersten High Heel. Oder die ersten Crocks. Oder was sie eben tragen möchte. Ist der Videoclip auf Youtube übrigens fertig gespielt, schlägt der Algorithmus direkt das nächste Video vor. „20 Things to avoid to become a real lady“ - „20 Dinge, die man vermeiden sollte, um eine echte Lady zu werden“. 

Von Anna Grösch

Im Interview mit fr.de* spricht Autorin Jagoda Marinic über Feminismus und das verständnisvolle Nicken von Machtmännern.  In „Tuca & Bertie“ kämpfen zwei feministische Vögel gegen Sexismus. Unsere Serienkolumne „Nächste Folge“.

*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Nicht zum ersten Mal macht Nixon mit politischen und gesellschaftskritischen Aktionen auf sich aufmerksam. 2018 trat sie an, Bürgermeisterin von New York zu werden.

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