Erinnerungen an „Katrina“: Sturm „Harvey“ wütet nun in Louisiana
Nach seinem zerstörerischen Zug durch Texas sucht "Harvey" trifft er nun auf den benachbarten US-Bundesstaat Louisiana. Erinnerunen an „Katrina“ werden wach.
Cameron - Nach seinem zerstörerischen Zug durch Texas sucht "Harvey" nun den benachbarten US-Bundesstaat Louisiana heim. Der Wirbelsturm traf am Mittwoch mit "sintflutartigem Regen" westlich der Stadt Cameron in Louisiana erneut auf Land, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum mitteilte.
Groß war die Sorge in New Orleans, wo vor zwölf Jahren der Hurrikan "Katrina" furchtbare Zerstörungen angerichtet hatte. Im texanischen Houston wurde wegen der Überflutungen eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Von den erneuten heftigen Regenfällen durch "Harvey" seien der Südwesten von Louisiana sowie der Südosten von Texas betroffen, erklärte das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC).
Meteorologen sagten vorher, dass der Sturm am Mittwochabend (Ortszeit) vermutlich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet herabgestuft werde. Auch die unterhalb des Meeresspiegels liegende Stadt New Orleans bereitete sich am Mittwoch auf "Harvey" vor.
„Katrina“ forderte 1800 Todesopfer in New Orleans
Am Vortag hatte die Stadt den zwölften Jahrestag des Hurrikans "Katrina" begangen, der dort bis heute nachwirkende Zerstörungen angerichtet hatte. Insgesamt kamen durch "Katrina" 1800 Menschen ums Leben. In der texanischen Metropole Houston gingen derweil die Rettungseinsätze für hunderte fest sitzende Sturmopfer weiter.
Freiwillige Helfer aus ganz Texas beteiligten sich daran. Mehr als 8000 Einwohner der viertgrößten Stadt der USA wurden bislang in Notunterkünften untergebracht. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurde die Umgebung einer unter Wasser stehenden Chemieanlage aus Sorge vor einem Chemieunfall vorsorglich evakuiert. Die Polizei von Houston bestätigte den Tod eines Beamten, der am Sonntag auf dem Weg zu seinem Dienst ertrunken war. Es war das vierte offiziell bestätigte Todesopfer der Sturm- und Flutkatastrophe. US-Medien rechneten mit 30 Todesopfern.
Ausgangssperre in Houston verhängt
Houstons Bürgermeister Sylvester Turner verhängte eine Ausgangssperre von Mitternacht bis sieben Uhr morgens, um Plünderungen in den verlassenen Häusern zu verhindern. Houstons Polizeichef Art Acevedo sagte, es gebe bewaffnete Diebe, die die Katastrophe ausnutzten.
"Harvey" war vor fünf Tagen als Hurrikan in Texas erstmals auf Land getroffen und dann vom Landesinneren aus zurück aufs Meer gezogen. Über dem Golf von Mexiko nahm der Sturm dann erneut Feuchtigkeit auf und drehte dann Richtung Louisiana. Meteorologen zufolge stellte "Harvey" in Texas einen neuen Niederschlagsrekord für die USA auf. Am Salzwasserkanal Cedar Bayou fielen am Dienstag 132 Zentimeter Regen. US-Präsident Donald Trump hat für Texas und Louisiana bereits den Katastrophenfall ausgerufen. Am Dienstag besuchte er gemeinsam mit Ehefrau Melania das Überschwemmungsgebiet und lobte die Einsatzkräfte. Das Ausmaß der Katastrophe sei "historisch", sagte er in der von "Harvey" verwüsteten Hafenstadt Corpus Christi.
Trump besuchte auch die texanische Hauptstadt Austin. Bereits auf dem Rückflug nach Washington ließ Trump seine baldige Rückkehr ins Katastrophengebiet ankündigen. Trump will demnach am Samstag in andere Orte in Texas und - je nach Wetter - möglicherweise auch nach Louisiana reisen und dann auch Opfer des Sturms treffen. Um die Einsatzkräfte nicht zu behindern, habe er darauf zunächst verzichtet, sagte seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders.
In Berlin sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe die Berichte über die Katastrophe "mit großer Betroffenheit" aufgenommen. Laut Auswärtigem Amt gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass unter den Todesopfern des Sturms auch Deutsche sind.
Video: Luftbilder aus Texas - Houston im Hochwasser
afp - yb/cp