Kreuzotter: Giftschlange in Deutschland – so gefährlich ist ihr Biss

Die Kreuzotter ist eine von zwei Giftschlangen in Deutschland. Doch Vorsicht! Ihr Biss kann auch bei Menschen schwere Symptome auslösen.
Giftschlangen gibt es nur in Australien? Von wegen! Auch in Baden-Württemberg sind giftige Tiere beheimatet*, darunter zwei Giftschlangen: die Aspisviper und die Kreuzotter. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, eine der beiden Schlangen anzutreffen, eher gering. Denn: Beide Arten sind inzwischen vom Aussterben bedroht und stehen unter strengem Naturschutz.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat zum Weltschlangentag am 16. Juli 2021 dazu aufgerufen, die Lebensräume der Giftschlange und ihrer ungiftigen Verwandten im Südwesten besser zu schützen. Baden-Württembergs seltene Giftschlange mit dem typischen Zickzackmuster auf grauem oder braunem Körper verliert seit Jahrzehnten geeignete Lebensräume, wie echo24.de* berichtet.
Die tagaktive Kreuzotter mag ungestörte Plätze in lichten Wäldern oder Heideflächen und ist an Moorrändern in den kühlen Höhenlagen des Landes am liebsten. Doch bei Streifzügen durch ihre einstigen Reviere auf der Schwäbischen Alb, in Oberschwaben, im Allgäu oder im Schwarzwald wird die Kreuzotter immer seltener gesichtet.
Kreuzotter: Giftschlange in Deutschland - so gefährlich ist ihr Biss
Einst gefürchtet, wurde die Schlange im 19. Jahrhundert sogar per Kopfprämie gejagt und erlegt – allein um Baiersbronn im Schwarzwald wurden so pro Jahr rund 100 Schlangen abgeliefert. „Im Nordschwarzwald, wo sich die Schlange noch vergleichsweise gut halten konnte, sind die Bestände sicherlich in nur 100 Jahren um etwa 90 Prozent eingebrochen“, schätzt der NABU-Fachbeauftragte für Reptilien, Hubert Laufer. In anderen Gebieten des Landes sehe es dagegen noch düsterer aus. Vielerorts sind die Reviere erloschen oder zum Beispiel durch neue Baumaßnahmen, wie auf der Schwäbischen Alb, gefährdet.
Die Kreuzotter ist eine von sechs in Baden-Württemberg beheimateten Schlangen*: Dazu zählen die Östliche Ringelnatter, die Barren-Ringelnatter, die Äskulapnatter und die ebenfalls giftige Aspisviper, die vom Aussterben bedroht ist, wie *bw24.de berichtet. Die Kreuzotter wird häufig mit der ungiftigen, aber ähnlich gemusterten Schlingnatter verwechselt, der kleinsten Natter im Land.
Verwechslungen bei Schlangen sind übrigens nicht selten: Im Januar wollte eine Frau bei Bad Rappenau ein Seil aus dem Schnee aufheben – und hatte plötzlich eine Schlange in der Hand*. Zuerst bestand der Verdacht, es handele sich um eine Äskulapnatter, ein Biologe bestätigte allerdings: Es ist eine Ringelnatter.
Kreuzotter: Das sind die Lebensräume der deutschen Giftschlange
Die störungssensible Kreuzotter bewohnt komplexe Biotope und braucht eine Vielzahl an Strukturen mit Verstecken, feuchten Stellen und Zwergsträuchern. Weil einst unberührte Naturräume immer stärker genutzt werden, fehlt es an störungsfreien Gebieten mit Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätzen, frostsicheren Überwinterungsplätzen und genügend Nahrung, so der Experte. „Dass wir die Kreuzotter verlieren, liegt vor allem an der Zerstörung ihres Lebensraums“, erklärt Laufer.
Der Klimawandel* beschleunigt den Schwund der Kreuzotter, der es vor allem in den trockenen Lebensräumen wie auf der Schwäbischen Alb mittlerweile schnell zu warm und zu trocken wird. „Für den Artenschutz ist es daher essenziell, die verbliebenen Restbestände in den geeigneten Lebensräumen zu schützen und Vernetzungskorridore wiederherzustellen“, fordert der NABU-Fachbeauftragte für Reptilien.
Nach Kreuzotter-Biss: Für Menschen gefährlich? Diese Symptome drohen
„Schlangen sind scheu. Sie können zwar nicht hören, suchen bei Bodenerschütterungen aber meist schnell das Weite. Wer auf eine Schlange trifft, sollte Ruhe bewahren und dem Tier die Flucht ermöglichen. Sollte eine giftige Schlange sich bedroht fühlen und ausnahmsweise beißen, muss man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen“, rät Laufer. Ein Blick in die Augen – sofern möglich – verrät, ob das Tier giftig ist. Während ungiftige Schlangen runde Pupillen haben, verfügen die giftigen über senkrechte Pupillenschlitze.
Tödlich ist das Gift der Kreuzotter nur in hohen Dosen: Um einen 75 Kilogramm schweren Menschen zu töten, wäre das Gift von fünf Kreuzottern nötig. Daher sind Todesfälle allein durch Kreuzotterbisse eher unwahrscheinlich. Obwohl das Gift der Kreuzotter etwa zwei- bis dreimal giftiger ist als das der Diamant-Klapperschlange, ist ein Biss aufgrund ihres geringen Giftvorrats in der Regel nur für Kinder und ältere Menschen gefährlich. Bei einem Kreuzotter-Biss kann es dennoch zu diesen Symptomen kommen:
- Eine große Schwellung rund um die Bissstelle, etwa eine Stunde nach dem Biss.
- Durch Nervengifte kann es zu Atemnot und Herzbeschwerden kommen.
- Der Biss einer Kreuzotter kann zu Lähmungen führen.
- Die Bissstelle kann sich bläulich verfärbt.
Oft treten diese Symptome jedoch gar nicht auf, und auch die Schmerzen des Bisses halten sich meist in Grenzen, sodass manche Menschen überhaupt nicht merken, dass sie gebissen wurden.
Vom Aussterben bedrohte Kreuzotter: So können wir ihr Lebensräume schaffen
„Wir können nur schützen, was wir kennen, dafür sollten Lebensräume und Bestände erfasst werden. Wenn Sie eine Kreuzotter sehen, freuen Sie sich und machen Sie daher ein Foto. Senden Sie uns dieses Bild mit dem Fundort der Schlange“, bittet NABU-Schlangenexperte Hubert Laufer. Die Adresse lautet Hubert.Laufer@NABU-BW.de.
Wer selbst ein Waldgrundstück besitzt, kann Kreuzottern unterstützen, indem entlang der Wege aufgelichtet wird, um Sonnenplätze zu schaffen. Im Offenland sollte Altgras an Gehölzrändern stehen bleiben. Auch Zwergsträucher wie Heidelbeere und Erika bilden wichtige Strukturen. Ein weiterer Tipp: „Legen Sie Gewässer an, denn damit bieten Sie der Kreuzotter eine bessere Nahrungsgrundlage, die dort Grasfrösche jagen kann, und somit von einer höheren Luftfeuchte profitiert. Auch Reisig- oder Steinhaufen als Verstecke sind wichtig.“ *echo24.de und *bw24.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.