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Jahrhundertregen im Nordosten ebbt ab

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Sintflutartiger Regen über Nord- und Ostdeutschland sorgte für Rekordwerte und hielt Feuerwehr, Wasserbetriebe und Polizei auf Trab. Die Schäden werden nun sichtbar.

Im Berliner Stadtteil Schöneberg sprudelt Wasser auf einer überfluteten Straße aus einem Gully. Foto: Stephanie Pilick
1 / 5Im Berliner Stadtteil Schöneberg sprudelt Wasser auf einer überfluteten Straße aus einem Gully. Foto: Stephanie Pilick © Stephanie Pilick
Entwurzelte Bäume liegen in Berlin-Moabit nach Unwetter und anhaltendem Starkregen am Ufer der Spree. Foto: Martin Klostermann
2 / 5Entwurzelte Bäume liegen in Berlin-Moabit nach Unwetter und anhaltendem Starkregen am Ufer der Spree. Foto: Martin Klostermann © Martin Klostermann
Eiligen Schrittes überqueren Menschen die überflutete Straße Unter den Linden in Berlin. Unwetterartige Regenschauer haben für chaotische Verhältnisse im Straßenverkehr gesorgt. Foto: Wolfgang Kumm
3 / 5Eiligen Schrittes überqueren Menschen die überflutete Straße Unter den Linden in Berlin. Unwetterartige Regenschauer haben für chaotische Verhältnisse im Straßenverkehr gesorgt. Foto: Wolfgang Kumm © Wolfgang Kumm
Ein Kleinwagen schwimmt in Oranienburg (Brandenburg) nach Starkregen in einer überfluteten Bahnunterführung. Foto: Bernd März
4 / 5Ein Kleinwagen schwimmt in Oranienburg (Brandenburg) nach Starkregen in einer überfluteten Bahnunterführung. Foto: Bernd März © Bernd März
Heftige Regenfälle verdecken die Sicht auf den Berliner Fernsehturm. Foto: Wolfgang Kumm
5 / 5Heftige Regenfälle verdecken die Sicht auf den Berliner Fernsehturm. Foto: Wolfgang Kumm © Wolfgang Kumm

Berlin (dpa) - Nach den sintflutartigen Regenfällen in Nord- und Ostdeutschland hat sich die Lage am Freitag leicht entspannt. Die Berliner Feuerwehr hob am Nachmittag den Ausnahmezustand auf, die Auswirkungen des Unwetters waren aber noch deutlich spürbar.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete für das Wochenende in vielen Regionen weiter mit Dauerregen. Die Intensität der Niederschläge lasse aber nach, hieß es.

In Berlin ebbte der Jahrhundertregen etwas ab. Alle U-Bahnen fuhren am Nachmittag wieder, viele Keller waren ausgepumpt. Doch die Schäden durch Tief «Rasmund» waren noch nicht errechnet. Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe fielen seit Donnerstagmittag in Spandau 153 Liter Regen pro Quadratmeter, in Wilmersdorf 150 Liter, wie Sprecher Stephan Natz sagte. «Durchschnittlich für Berlin sind rund 580 Liter im Jahr. Es ist also die Menge eines Vierteljahres innerhalb von 18 Stunden gefallen.» Solche Ereignisse wiederholten sich statistisch gesehen nur alle 100 Jahre.

Die heftigen Regenfälle hatten das Kanalsystem überfordert. «Es ist zu massiven Überläufen gekommen», sagte Natz. Weder Klärwerke noch unterirdische Speicher hätten die Wassermassen aufnehmen können, Schmutzwasser sei in Berliner Gewässer gelaufen. Das Landesamt für Gesundheit riet vom Schwimmen in Berliner Badeseen ab. Da ungeklärte Abwässer in die Gewässer gelaufen seien, drohe eine erhöhte Belastung mit Krankheitserregern.

Die Feuerwehr rückte bis Freitagmittag mit 1400 Helfern zu rund 1750 Einsätzen aus. Am Flughafen Tegel lief der Betrieb seit dem frühen Freitagmorgen wieder normal. In der Nacht hatten dort noch rund 180 gestrandete Fluggäste übernachtet. Die Wetterstation Tegel registrierte nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes die höchste Regenmenge in Berlin: 197 Liter. Übetroffen wurde der Wert noch von Oranienburg - dort maß der Wetterdienst Meteogroup «sagenhafte» 260,6 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.

In Mecklenburg-Vorpommern setzte der Starkregen der Open-Air-Szene zu. Einige Vorstellungen wurden am Donnerstagabend abgebrochen, etwa die Premiere der Schlossinselfestspiele Wolgast. Der Starkregen habe Technik und Schauspieler gefährdet, sagte eine Sprecherin.Größere Schäden meldete die Polizei aber nicht.

Allerdings brachte der Regen die Seen der Region an ihre Grenzen. Der Schweriner See, der Tollensesee sowie die Mecklenburger Oberseen wie Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See erreichten ihre oberen Stauziele fast, wie Umweltminister Till Backhaus (SPD) mitteilte.

An den Flüssen gab es zunächst keinen Grund zur Beunruhigung. Die Lage an der Elbe sei unkritisch, ein Hochwasser sei nicht zu erwarten. Die Pegel der übrigen Fließgewässer wiesen steigende Tendenz auf. Allerdings rechnete Backhaus aufgrund der Vorhersagen von Meteorologen landesweit mit einer Verschärfung der Lage. Der Regen sollte noch bis in die Nacht zu Samstag anhalten.

Auch in Niedersachsen und Bremen mussten Einsatzkräfte vollgelaufene Keller und Firmengebäude leerpumpen, größere Schäden entstanden jedoch nicht. In Hannover rückte die Feuerwehr bis zum späten Donnerstagabend etwa 175 Mal aus. In Bremen stürzte ein Baum auf ein parkendes Auto, verletzt wurde aber niemand.

Heftig erwischte es im Kreis Oldenburg auch die Gemeinden Wildeshausen und Sandkrug (Hatten). Rund 50 Mal rückte dort die Feuerwehr aus. Neben nassen Kellern und überfluteten Straßen stürzte das Dach einer Autowaschanlage unter den Wassermassen ein.

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