Fragwürdiges Timing: Curevac-Vorstände verkauften im Juni Aktien für fast 39 Millionen Dollar

Die Aktie des Tübinger Impfstoffs von Curevac sackte nach enttäuschenden Studien-Ergebnissen ab. Brisant: Vier Vorstände verkauften zuvor ihre Anteile.
Tübingen - Große Hoffnungen lagen auf dem Tübinger Impfstoff von Curevac*. Nachdem die Wirksamkeitsstudie allerdings enttäuscht hatte, schied das Biotech-Unternehmen nicht nur vorzeitig aus der Impfkampagne des Bundes aus. Auch die Aktie von Curevac fiel dramatisch ab* (BW24* berichtete). Mittlerweile haben die Papiere mehr als die Hälfte ihres Wertes an der Börse verloren, den sie noch zu Junibeginn hatten.
Wie das Handelsblatt berichtet, haben vier Vorstände von Curevac aber kurz vor dem Aktienabsturz noch Kasse gemacht. Insgesamt verkauften sie im Juni Anteile des in den USA notierten Unternehmens im Wert von 39 Millionen Dollar. Die Informationen gehen aus Unterlagen hervor, die Curevac am 21. Juni bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichte.
Tübinger Impfstoff von Curevac: Vorstände trennen sich von Aktien im Wert von mehreren Millionen
Demnach trennte sich Mitgründer Florian von der Mülbe, der bis zum 30. Juni operativer Chef gewesen war, von rund 500.000 Anteilen und erlöste 33,8 Millionen Dollar. Finanzchef Pierre Kemula verdiente 2,1 Millionen Euro, Entwicklungschefin Ulrike Gnad-Vogt und Technikvorständin Mariola Fotin-Mleczek nahmen jeweils 1,4 Millionen Dollar ein.
Die Vorstände sollen in ungewöhnlich hohem Maß Curevac-Aktien verkauft haben, was ungewöhnlich ist. Florian von der Mülbe soll knapp die Hälfte der Anteile verkauft haben, Pierre Kemule 93 Prozent und Ulrike Gnad-Vogt und Mariola Fotin-Mleczek jeweils 99 Prozent. Der genaue Zeitpunkt der Verkäufe geht allerdings nicht aus den Unterlagen hervor.
Tübinger Impfstoff von Curevac erreicht eine Wirksamkeit von nur 48 Prozent
Am 17. Juni war die Aktie eingebrochen, nachdem als Zwischenergebnis bekannt geworden war, dass der Curevac-Impfstoff nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent besitzt*. Wenige Tage später meldete Curevac die Verkäufe der Manager der Börsenaufsicht. Ein Sprecher des Unternehmens betont gegenüber BW24, dass die Vorstände selbst keinen Einfluss auf den Zeitpunkt gehabt hätten.
„Es besteht keinerlei logische Kausalität zwischen den beschriebenen Transaktionen und aktuellen Firmenentwicklungen bei Curevac“, heißt es. Die Papiere seien gemäß der Richtlinien zum Insiderhandel verkauft worden. Der Handelsplan dafür sei bereits im März bei einer Bank abgeschlossen worden. Seither hätten die Manager damit auch keinen direkten Einfluss mehr auf die Aktien gehabt.
Wie Curevac in einer Mitteilung betont, hätten die Verkäufe nicht vor der Veröffentlichung der finalen Wirksamkeitsstudie stattgefunden, die Ende Juni veröffentlicht wurde. „Unsere Vorstände sind weiterhin vollständig von Curevac und unserer Technologie überzeugt und widmen sich mit aller Energie der Weiterentwicklung unseres Unternehmens“, heißt es.
In der finalen Analyse wurde beim Impfstoff eine Wirksamkeit von 48 Prozent festgestellt. Verglichen mitBiontech und Co. hat Curevac damit keine Chance*. Die Zulassung durch die Europäische Kommission ist mehr als fraglich. Das Unternehmen strebt laut Handelsblatt eine Zulassung für Menschen unter 60 Jahren an. In dieser Gruppe hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 53 Prozent erreicht. *BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA