Bombenfund in Frankfurt: 70.000 Menschen müssen Wohnungen verlassen

Rund 70.000 Frankfurter müssen bald in einer Rekord-Evakuierung ihre Wohnungen verlassen: Im Viertel Westend wurde eine 1,4 Tonnen schwere Weltkriegsbombe gefunden.
Update vom 31.08., 11.57 Uhr: Die Entschärfung der Weltkriegsbombe in Frankfurt mit der größten Evakuierung der deutschen Nachkriegsgeschichte wird sich fast über den ganzen Sonntag ziehen. Die Sperrzone im Umkreis von 1,5 Kilometern um den Fundort der Bombe muss nach Angaben von Polizei und Feuerwehr zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr geräumt sein. Die Evakuierung soll bereits um 6.00 Uhr beginnen. Alleine die Entschärfung der Luftmine werde schätzungsweise rund vier Stunden dauern, sagte der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill am Donnerstag. Mindestens 60 000 Anwohner müssen nach Schätzung der Behörden in Sicherheit gebracht werden. Zuvor war von bis zu 70 000 Betroffenen die Rede.
Frankfurt/Main - Frankfurt erwartet wegen einer britischen Luftmine mit 1,4 Tonnen Sprengstoff die größte Evakuierung der deutschen Nachkriegsgeschichte. Experten wollen die wegen ihrer Sprengkraft auch „Wohnblockknacker“ genannte Riesenbombe am Sonntag entschärfen. Bis zu 70.000 Menschen müssen die Behörden dafür in Sicherheit bringen, teils muss auch der Luftraum gesperrt werden. Aktuell geht nach Einschätzung des Kampfmittelräumdienstes keine Gefahr von dem Blindgänger aus, wie Polizei und Feuerwehr am Mittwoch mitteilten.
Der genaue Zeitpunkt für die Entschärfung am Sonntag stand am Mittwochnachmittag noch nicht fest. Einzelheiten will die Polizei nach Beratungen mit Feuerwehr und Kampfmittelräumdienst am Donnerstag bekanntgeben. Unter anderem soll ein Bürgertelefon eingerichtet werden, um Fragen der Anwohner zu beantworten.
Auch das Polizeipräsidium und der Hessische Rundfunk sind betroffen
Sämtliche Gebäude in einem Umkreis von rund 1,5 Kilometer müssen voraussichtlich vorsorglich geräumt werden. Dazu gehören neben dem Frankfurter Polizeipräsidium auch der Hauptsitz des Hessischen Rundfunks sowie einige Krankenhäuser, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch einige Schulen liegen in der Sperrzone, sie sind aber zumindest am Sonntag ohnehin geschlossen.
Ob die Bombenentschärfung auch Auswirkungen auf den Luftverkehr über Frankfurt hat, ist nach Angaben der Deutschen Flugsicherung in Langen noch unklar. Das hänge auch von den Windverhältnissen am Sonntag ab. Im Anflug auf den größten deutschen Flughafen überquerten Flugzeuge nur bei Ostwind das Gebiet über dem Fundort der Bombe.
Die 1,8 Tonnen schwere Luftmine war bereits am Dienstag während Bauarbeiten am Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität entdeckt worden. Der mit der Untersuchung des Geländes beauftragte Kampfmittelräumdienst hatte die Luftmine HC 4000 mit dünner Außenhaut gefunden. Die Polizei bezifferte die Sprengkraft auf rund 1,4 Tonnen.
Bisheriger Rekordhalter: Augsburg
Als bisher größte Evakuierung der Nachkriegszeit gilt eine Bombenentschärfung Ende 2016. Damals mussten in Augsburg rund 54.000 Menschen aus ihren Wohnungen raus. Grund war eine Luftmine desselben Typs wie sie jetzt in Frankfurt gefunden wurde. Im Mai 2017 wurden in Hannover 50.000 Anwohner in Sicherheit gebracht, weil drei Fliegerbomben unschädlich gemacht werden mussten. Skurrile Auswirkungen hat ein Bombenfund im Juni in Regensburg: Dort musste ein Gefängnis geräumt werden.
Nach Darstellung des beim Regierungspräsidium Darmstadt angesiedelten Kampfmittelräumdienstes sieht die Luftmine vom Typ HC 4000 aus wie ein großer Boiler und hat drei Kopfzünder. Ein Entschärfer habe die Luftmine begutachtet. Die Polizei bewacht bis zur Entschärfung den Fundort der Bombe.
Die Alliierten hatten während des Zweiten Weltkriegs derartige Luftminen über Deutschland abgeworfen. Diese sollten mit ihrer Sprengkraft eine enorme Druckwelle erzeugen und großflächige Zerstörungen verursachen. Jede Bombe sollte auf einer Fläche von mehreren Quadratkilometern Fenster und Türen zerstören und Dächer abdecken. Ziel war es dabei, dass die nachfolgenden Flugzeuge mit ihren Brandbomben in den bereits beschädigten Häusern eine noch größere Zerstörung verursachen können.
dpa/AFP/fn