„Licht, Licht, Licht“: Mit diesen Tipps lässt sich der „Mini-Jetlag“ nach der Zeitumstellung meistern
Die Zeitumstellung ist eigentlich ein Relikt der Vergangenheit, trotzdem wurde am Sonntag wieder an der Uhr gedreht. Eine Schlafmedizinerin verrät Tipps, um dem Knick in der Leistungskurve vorzubeugen.
Nürnberg – Eigentlich sollte die Zeitumstellung längst Geschichte sein: Schon 2021 wollte die Europäische Union die Umstellung abschaffen, passiert ist seitdem wenig. Die Uhren wurden also Sonntagnacht (26. März) erneut auf Sommerzeit umgestellt. Abends ist es dann länger hell, dafür fehlt eine Stunde Schlaf. Für manche fühlt sich das wie ein Mini-Jetlag an. Doch mit den Tipps einer Schlafmedizinerin lässt sich die Umstellung gut meistern.
Deshalb gibt es heute die Zeitumstellung – doch ist sie noch sinnvoll?
Eigentlich sollte die Zeitumstellung dazu beitragen, Energie zu sparen. Doch die Realität sieht anders aus. „Im Hinblick auf den Energieverbrauch bietet die Sommerzeit keine Vorteile“, hieß es dazu schon 2005 vonseiten der Bundesregierung. 2021 wollte die Europäische Union die Zeitumstellung abschaffen, bereits 2019 verabschiedete das EU-Parlament einen entsprechenden Beschluss. Auch Jahre später wird jedoch weiter an der Uhr gedreht. Der Grund: Die EU-Länder konnten sich bislang noch nicht untereinander abstimmen, das wäre aber nötig, um einen „Zeit-Flickenteppich“ in Europa zu vermeiden.
Angelika Niebler, die Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe und Vorsitzende der CSU-Europagruppe, forderte die schwedische Ratspräsidentschaft am Donnerstag dazu auf, „das Thema Zeitumstellung wieder auf die Agenda zu nehmen, damit sich die Mitgliedstaaten endlich einigen“. Die jährliche Zeitumstellung sei für viele Menschen ein echtes Ärgernis, so Niebler. „Seit über drei Jahren haben sich die Mitgliedstaaten noch nicht auf einen gemeinsamen Standpunkt einigen können. Die Zeitumstellung gehört abgeschafft!“ Mit dieser Meinung ist die CSU-Europagruppen-Vorsitzende offenbar nicht allein. Im Jahr 2018 sprachen sich in einer EU-weiten Umfrage mit 4,6 Millionen Teilnehmenden 84 Prozent der Befragten für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus.
Nicht alle stecken die Zeitumstellung gut weg: Diese Tipps helfen gegen den „Mini-Jetlag“
Die Zeitumstellung hat auch indirekte Folgen, es kommt etwa zu mehr Wildunfällen. Wohl die größten Effekte gibt es auf den menschlichen Biorhythmus und die Psyche. Eine der interessantesten Untersuchungen zum Thema stammt von Wissenschaftler der US-Universität Berkeley, die sie im Fachmagazin PLOS Biology veröffentlichten. Demnach wurden Menschen durch die Zeitumstellung weniger hilfsbereit, unter anderem spendeten sie eine Woche nach der Umstellung rund zehn Prozent weniger. „Ein Rückgang, der nicht in Staaten zu beobachten ist, die ihre Uhren nicht umstellen“, bemerkten die Forschenden zu diesen Ergebnissen.
Sommerzeit: Wann wurden die Uhren heute vorgestellt?
Nachdem die Uhren Sonntagnacht von zwei auf drei Uhr vorgestellt wurden, fehlt vielen Menschen eine Stunde Schlaf. Während die einen bis Montagmorgen wieder topfit sind, bemerken andere einen Knick in der Leistungskurve und schleppen sich müde in den Beginn der neuen Arbeitswoche. Aus Sicht der Schlafmedizinerin Kneginja Richter, Chefärztin der Curamed Tagesklinik Nürnberg und Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg, lässt sich dieser Zustand mit einem „Mini-Jetlag“ vergleichen, der bis zu einer Woche lang anhalten kann. Ältere Menschen sind eher von dem Phänomen betroffen.
„Ab einem Alter von 55 Jahren wird von der Zirbeldrüse im Gehirn weniger Melatonin freigesetzt, also das Schlafhormon“, so die Expertin zur Nachrichtenagentur dpa. Das könne ein Risikofaktor für Schlafstörungen sein – und damit empfindlicher gegenüber der Zeitumstellung machen.
Praxisnahe Tipps für die Zeitumstellung
Mit mehr Gelassenheit auf die Zeitumstellung zu blicken, sei ein guter Anfang, so Richter. Denn die Erwartung, schlecht zu schlafen, kann eine selbsterfüllende Prophezeiung sein. Die Schlafexpertin hat aber auch praxisnahe Tipps. Sie rät etwa, vor der Zeitumstellung Tag für Tag eine Viertelstunde früher ins Bett zu gehen – und auch den Wecker etwas früher zu stellen.
Wer diese Gelegenheit verpasst hat, dem rät die Schlafmedizinerin zu: „Licht, Licht, Licht. Denn je mehr Licht wir tagsüber bekommen, desto mehr Energie verspüren wir und desto leichter können wir Probleme wie die Zeitumstellung bewältigen.“ Noch ein Grund mehr, nach Feierabend nach draußen zu gehen und ein paar Sonnenstrahlen einzufangen. Und wer weiß: Vielleicht hilft dieser Trick auch, die Hilfsbereitschaft nicht zu verlieren (dpa/bme).