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Bayerischer Minister will eine Milliarde für Milchbauern

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Die Milchbauern stöhnen: Für einen Liter Milch wird derzeit von den Molkereien 22 Cent bezahlt. Foto: Carsten Rehder
Die Milchbauern stöhnen: Für einen Liter Milch wird derzeit von den Molkereien 22 Cent bezahlt. © Carsten Rehder

Passau - Angesichts der schweren Krise der Milchbauern in Europa fordert Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) von der EU eine Milliarde Euro Soforthilfe für in Not geratene Betriebe.

Zudem solle es für die Landwirte Steuererleichterungen geben, sagte Brunner der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag). So sollen Landwirte Geld, das sie in guten Jahren verdient haben, steuerfrei zurücklegen dürfen, um sich in schlechteren Zeiten selbst zu helfen. Es gebe einige Möglichkeiten zu helfen, sagte Brunner. Darüber hinaus erwarte er jedoch, dass die Branche «eigenverantwortlich handelt».

Brunner sieht wegen der Krise das bäuerliche Leitbild insgesamt in Gefahr. «Wenn die Entwicklung so weitergeht, ist möglicherweise ein Strukturbruch die Folge», sagte er. «Vor allem für ein Flächenland wie Bayern wäre es ökostrukturell eine verheerende Entwicklung, die wir unbedingt verhindern müssen.» Ein Viertel der gesamten Wertschöpfung der bayerischen Landwirtschaft werde über die Milchproduktion erbracht. Dauere der Preisverfall weiter an, befürchtet Brunner verheerende Folgen für Arbeitsplätze, Tourismusregionen und die Kulturlandschaft in Bayern. Von deutschlandweit 75.000 Milchbauern produzieren nach seinen Angaben rund 32.000 in Bayern.

DBV fordert Hilfe statt "Preisdrückerei" vom Einzelhandel

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat vor dem Milchgipfel am Montag die Unterstützung auch des Lebensmitteleinzelhandels eingefordert. Die Supermarkt- und Discounterketten könnten den Beweis erbringen, dass sie mit ihren Milchpreisen nicht die Existenz der Bauern zerstören, erklärte der Vizepräsident des Bauernverbands, Udo Folgart, am Donnerstag in Berlin. "Wir erwarten Unterstützung für die Milchbauern statt fortgesetzte Preisdrückerei im Einkauf."

Der wirtschaftliche Druck sei zwischen Molkereien, dem Lebensmitteleinzelhandel und den Milcherzeugern "äußerst ungleich verteilt". Zum Milchgipfel am Montag hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Vertreter der Spitzenverbände der Landwirtschaft, der Molkereien und des Einzelhandels eingeladen.

Beim ersten Milchgipfel im Sommer 2008, als die Preise für Milch ebenfalls im Keller waren, hatte der damalige Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) mit Vertretern des Einzelhandels ausgehandelt, dass die Preise in den Supermärkten wieder angehoben wurden.

Ein Liter Milch kostet im Supermarkt derzeit nur noch 46 Cent; die Bauern bekommen von den Molkereien teils nur noch 20 Cent oder weniger pro Liter. Sie brauchen nach eigenen Angaben aber mindestens 40 Cent, um kostendeckend wirtschaften zu können.

Milchpreis im freien Fall

dpa/afp

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