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Lockdown und die Folgen: Lange ersehnter Tag für Ladenbesitzer - doch mehrere Branchen melden üble Zahlen

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Von: Florian Naumann

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Wirtschaftsminister Peter Altmaier Anfang 2019 auf einer Messe
Wirtschaftsminister Peter Altmaier Anfang 2019 auf einer Messe - aus seinem Ressort kamen am Dienstag gute Nachrichten für die Wirtschaft. © Sina Schuldt/dpa

Ein Ende des Lockdowns? Nicht in Sicht. Dennoch gibt es aus der deutschen Wirtschaft teils überraschende Zahlen. Gute Neuigkeiten hat auch das Wirtschaftsministerium.

Wiesbaden/Nürnberg - Auf diesen Tag haben viele Gewerbetreibende in Deutschland sehnsüchtig gewartet: Vom Lockdown im Dezember betroffene Unternehmen und Selbstständige können ab sofort Abschlagszahlungen für staatliche Wirtschaftshilfen erhalten. Ab Dienstag fließe das Geld, teilte das Wirtschaftsministerium von Ressortchef Peter Altmaier (CDU) in Berlin mit. Firmen können so vorab bis zu 50.000 Euro erhalten, Soloselbständige maximal 5000 Euro.

Unterdessen gibt es mitten im Dauer-Lockdown und im Ringen um neue Corona-Maßnahmen teils bemerkenswerte Signale aus der deutschen Wirtschaft: Der Handel vermeldet teils deutliche Zuwächse, die Arbeitslosenzahl ist weniger stark gestiegen als im Dezember üblich - doch bei genauerem Hinsehen relativieren sich einige der guten Nachrichten. Andere Daten bereiten auch Sorge.

Corona-Krise in Deutschland: Einzelhandel setzt plötzlich mehr um - Kaufhäuser und Modeläden brechen ein

Der Einzelhandel in Deutschland jedenfalls hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Umsatz gemacht: Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes wuchs der Umsatz preisbereinigt zwischen 3,9 Prozent und 4,3 Prozent. Doch nicht alle Bereiche stehen gleichermaßen gut da. Gewinner ist klar der Onlinehandel, Verlierer sind Mode- und Schuhgeschäfte.

Dabei berücksichtigen die Schätzungen für das Gesamtjahr 2020 den Lockdown in der zweiten Dezemberhälfte und die Einzelhandelsumsätze für die Monate Januar bis November, wie die Statistiker am Dienstag mitteilten. Im November lagen die Umsätze nach vorläufigen Ergebnissen demnach kalender-, saison- und preisbereinigt um 1,9 Prozent höher als im Vormonat Oktober und um 5,6 Prozent höher als im November 2019. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, lag der Umsatz sogar 8,4 Prozent höher.

Von Januar bis November erzielte das größte Umsatzplus mit 23,4 Prozent demnach der Internet- und Versandhandel. Auch der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf machte ein großes Plus von sechs Prozent in den elf Monaten. Deutlich unter Vorjahresniveau dagegen schnitt der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ab - er büßte von Januar bis November 21,5 Prozent des Umsatzes ein. Beim Einzelhandel mit Waren verschiedener Art - zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser - betrug das Minus 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zum Jahreswechsel ist die Mehrwertsteuersenkung ausgelaufen*.

Corona und die Folgen für Deutschland: Kurzarbeiter-Zahlen steigen im Lockdown - Arbeitslosigkeit aber kaum

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 8000 auf 2,707 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Dezember 2019 stieg die Zahl um 480.000, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Die Arbeitslosenquote liegt weiter bei 5,9 Prozent. „Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Dezember gestiegen, aber nicht so stark wie sonst in diesem Monat“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele. „Die Nachfrage der Betriebe stabilisiert sich auf niedrigem Niveau“, betonte er. Im Bundesland Baden-Württemberg sank die Arbeitslosenzahl sogar leicht.

Klarere Auswirkungen zeigen die verschärften Corona-Maßnahmen bei der Kurzarbeit: Vom 1. bis 28. Dezember 2020 erreichten die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg Anzeigen zur Kurzarbeit* für 666.000 Personen. Im November waren es 627.600 Anzeigen. Im März auf dem Höhepunkt des ersten Corona-Shutdowns waren es noch mehr als zehn Millionen. In der Regel wird Kurzarbeit nicht für alle Anmeldungen auch verwirklicht. Tatsächlich in Kurzarbeit waren im Oktober 1,99 Millionen Menschen - nach fast sechs Millionen im April.

Die Corona-Krise schlägt sich aber auch auf dem Ausbildungsmarkt nieder. Von Oktober bis Dezember seien 73.000 junge Leute noch auf der Suche nach einer Lehrstelle gewesen, hieß aus der Bundesagentur. Das sind 12.000 mehr als noch vor einem Jahr. Dem standen 72 000 gemeldete Ausbildungsplätze gegenüber. (dpa/AFP/fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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