Kein Platz für Menschenrechte: Aldi, Rewe und Co. schneiden bei Studie mit null Punkten ab
Eine Studie zeigt jetzt: Menschenrechte haben bei Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka keinen Platz. Sie müssen aus kostengründen weichen.
Berlin - Je günstiger, desto besser: Mit diesem Motto im Hinterkopf scheinen die meisten Menschen in den Supermarkt zu gehen. Und die deutschen Supermarktketten passen sich dieser Einstellung an - schließlich ist der Konkurrenzkampf stark. Aber zu welchem Preis? Eine neue Oxfam-Studie zeigt: Was das Einhalten von Menschenrechten und Co. betrifft, haben die deutschen Ketten noch einiges nachzuholen.
Wie der Stern berichtet, hat Oxfam, ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, eine neue Studie veröffentlicht. Sie hat Supermarktketten aus unterschiedlichen Ländern hinsichtlich der Kriterien „Transparenz und Rechenschaftspflicht“, „Schutz von Arbeitern“, „Schutz von Kleinbauern“ und „Schutz von Frauen“ geprüft. Ins Visier genommen wurden dabei einige der größten Supermarkt- und Discounterketten aus Deutschland, Großbritannien, USA und den Niederlanden.
Aldi, Edeka, Lidl und Rewe am schlechtesten bewertet
Das Ergebnis der Studie zeigt: Die deutschen Supermarktketten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe schnitten im Vergleich mit ihren Pendants aus anderen Ländern mit am schlechtesten ab. Sie erreichten kein einziges Mal einen zweistelligen Prozentsatz, was die Erfüllung unterschiedlichen Kriterien betrifft. Bei der Kategorie „Schutz für Frauen“ konnte keine deutsche Kette auch nur einen Punkt erreichen, weshalb alle mit null Prozent abschnitten. Was den allgemeinen Schutz von ArbeiterInnen betrifft, wurde lediglich eine Supermarktkette mit zwei Prozent bewertet.
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Barbara Sennholz-Weinhardt, Oxfam-Expertin für Wirtschaft und Globalisierung, fällte dem Bericht zufolge ein hartes Urteil: "Der Supermarkt-Check zeigt, dass Menschenrechte in der Geschäftspolitik der deutschen Supermärkte aktuell nur eine Fußnote sind.“ Außerdem müssen sich die untersuchten Supermarktketten ihrer Meinung nach endlich für einen fairen Umgang mit den Menschen einsetzen, die unsere Lebensmittel herstellen. Was die Kategorie „Schutz von Arbeitern“ betrifft, entsprechen die Verhaltenskodizes der einzelnen Ketten laut Oxfam nicht den Standards der ILO (International Labour Organisation, auf deutsch: Internationale Arbeitsorganisation).
Einige internationale Konkurrenten sind den deutschen Ketten da bereits voraus: So zeigt die Studie beispielsweise, dass das britische Unternehmen tesco bestimmte Maßnahmen eingeführt hat, um Arbeiter und Lieferanten zu schützen. Die US-amerikanische Kette Walmart hat konkrete Schritte zum Schutz von Frauen am Arbeitsplatz eingeleitet.
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Die deutschen Discounter und Supermärkte reagierten auf Anfrage des Stern unterschiedlich auf die Studien-Ergebnisse. Aldi teilte dem Magazin mit, man wolle den Empfehlungen von Oxfam nachgehen und „‘gegebenenfalls entsprechend in unserer laufenden Strategie-Entwicklung berücksichtigen‘“. Edeka hingegen soll jegliche Vorwürfe von sich gewiesen und die Bewertung als „intransparent und nicht nachvollziehbar“ abgetan haben.
Lidl und Rewe erklärten dem Spiegel, sie nähmen die Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette "sehr ernst". Zudem setzte man sich dafür ein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und "effektiv zu kontrollieren“.
nz