Rentenlücke und Altersarmut drohen: So viel Geld sollten Frauen für die Rente sparen

Die gesetzliche Rente reicht oft nicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Gerade Frauen sollten daher schon jetzt mehr Geld für die Altersvorsorge sparen.
- Im Bundesdurchschnitt ist die gesetzliche Rente* bei Frauen geringer als bei Männern
- Frauen müssen früher Geld für ihre Altersvorsorge* ansparen
- Über wie viel Geld sollten Frauen im Alter von 30, 40 und 50 verfügen?
Frankfurt - Wer seinen aktuellen Lebensstandard auch im Alter halten möchte, benötigt heutzutage weit mehr als bloß die gesetzliche Rente. Bereits frühzeitig vorzusorgen und Geld anzusparen wird demnach immer wichtiger. Insbesondere für Frauen hat Altersvorsorge eine noch höhere Relevanz als bei Männern.
Das liegt vor allem daran, dass Frauen für die geleistete Arbeitsstunde im Bundesdurchschnitt nach wie vor rund 20 Prozent weniger Geld (Brutto) erhalten als Männer. Das ergeben Zahlen des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019. Das macht viele Frauen bereits vor der Rente, im Erwerbsleben, finanziell von ihrem Partner abhängig.
Für einen hohen Standard in der Rente: Frauen müssen mehr Geld sparen
Auch die Rentenlücke, also die Differenz zwischen dem letzten Gehalt als Erwerbstätige und der gesetzlichen Rente, ist bei Frauen demnach höher. Wollen Frauen also ihren Lebensstandard im Alter halten und das gleiche Geld zur Verfügung haben, müssen sie bereits früher deutlich mehr sparen. Das liegt zum einen an dem geringen Einkommen, das sie im Durchschnitt während ihrer Karriere beziehen und zum anderen an der stetig steigenden Lebenserwartung*. Im Vergleich zu Männern (78) werden Frauen (83) im Bundesdurchschnitt fünf Jahre älter.
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern | Durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen |
---|---|
78 Jahre | 83 Jahre |
Quelle: Destatis Statistisches Bundesamt |
Wie viel Geld müssen Frauen für die Rente ansparen?
Die Konsequenz daraus ist, dass sich Frauen deutlich früher um ihre finanzielle Absicherung im Alter kümmern müssen. Das ergaben auch die Berechnungen der Finanzplattform „Weltsparen“, die mit den Statistiken von gehalt.de und des Statistischen Bundesamtes ermittelt hat, wie viel Geld Frauen je nach Alter angespart haben sollten, um mit ihrer Rente den aktuellen Lebensstandard zu halten.
Den Berechnungen zugrunde liegen die Annahmen des Berufseinstiegsalter von 25 Jahren und der Einstieg in die Rente mit 67 Jahren. Die ermittelten Werte, wie viel Geld angespart werden sollte, beziehen sich auf unverheiratete Frauen ohne Kinder (Steuerklasse 1), aus einem alten Bundesland. Auch die Kirchensteuer und eine gesetzliche Pflichtversicherung wurde mit einbezogen und die Inflation berücksichtigt.
Das Geld der gesetzlichen Rente reicht nicht: Gerade Frauen müssen gut haushalten
Frauen im Alter von 30 Jahren erzielen demnach ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen von 40.189 Euro. Das entspricht einem monatlichen Netto-Einkommen von 2.062 Euro. Der gesetzliche Anspruch auf Rente beträgt 1.250 Euro pro Monat. Unterm Strich fehlen also nach dem Renteneintritt jeden Monat 812 Euro, um den Lebensstandard zu halten und mit dem gleichen Geld zu haushalten. Berechnet man diesen Wert auf den gesamten Zeitraum von 17 Jahren, in dem Frauen durchschnittlich Rente beziehen, fehlen insgesamt 163.000 Euro.
Experten empfehlen: Frauen sollten Geld für die Rente zurücklegen
Experten empfehlen daher, jeden Monat Geld zu sparen. Dennoch: Bei dem Durchschnittsverdienst von Frauen im Alter von 30 Jahren ließe sich die Rentenlücke von 163.000 Euro selbst dann nicht schließen, wenn monatlich zehn Prozent des Nettoeinkommens auf die hohe Kante gelegt werden. Denn in den verbleibenden 37 Jahren bis zur Rente könnten so nur noch 110.000 Euro gespart werden. Frauen müssten demnach im Alter von 30 Jahren bereits 52.000 Euro angespart haben, um diese Differenz auszugleichen und in der Rente monatlich über das gleiche Geld zu verfügen, wie im Arbeitsleben.
Zum Vergleich: Das monatliche Durchschnittsnetto-Einkommen bei Männern im Alter von 30 Jahren liegt bei 2.577 Euro. Damit ist auch der Anspruch auf gesetzliche Rente mit 1.525 Euro deutlich höher als bei Frauen im gleichen Alter. Männer müssten somit laut den Berechnungen mit 30 Jahren nur 16.000 Euro angespart haben, um den Standard im Rentenalter zu halten. Das entspricht etwa einem Drittel des Geldes, das Frauen benötigen.
Rentenlücke bei Frauen: Je höher das Alter, desto mehr Geld fehlt in der Rente
Nach dieser Berechnung wird es mit zunehmendem Alter sogar noch schwieriger, die in der Rente entstehende Lücke durch das Sparen zu schließen. Bei einem Bruttojahresgehalt von 49.446 Euro, das entspricht 2420 Euro im Monat, beträgt die Rentenlücke bei Frauen im Alter von 40 Jahren schließlich schon 188.000 Euro. Nimmt man nun an, dass die Frauen in den verbleibenden 27 Jahren bis zum Renteneintritt je 10 Prozent des Netto-Monatslohns sparen, benötigen sie mit 40 Jahren bereits 104.000 Euro auf dem Konto - doppelt so viel Geld als noch mit 30.
Noch deutlicher wird die Rentenlücke bei Frauen im Alter von 50 Jahren sichtbar. Dann fehlen für die Lebensstandards aus dem Berufsleben in der Rente insgesamt 193.000 Euro. Gespart werden könnte nach der zuvor verwendeten Berechnung der Betrag von 54.000 Euro. Mit der Differenz von satten 139.000 Euro müsste eine 50-Jährige also über einen sehr hohen Betrag an Geld verfügen. Männern reicht aufgrund des höheren Durchschnittseinkommen ein geringeres Vermögen.
Alter | Rentenlücke bei Frauen mit einem Durchschnittseinkommen |
30 Jahre | 163.000 Euro |
40 Jahre | 188.000 Euro |
50 Jahre | 193.000 Euro |
Quelle: weltsparen.de |
Geld anlegen statt sparen: Insbesondere Frauen sollten sich früh für die Rente absichern
Doch wie können sich gerade Frauen finanziell absichern und für die Rente vorsorgen? Die oben genannten Beträge gelten vor allem dann als Richtwert, wenn sich das Geld auf einem Sparbuch oder Girokonto befindet. Aufgrund der Inflationsrate empfiehlt es sich aber auch bei der Rente grundsätzlich über langfristige Geldanlagen* nachzudenken. Dazu benötigt man inzwischen keine großen Reichtümer oder die Zeit, um permanent die aktuellsten Kursentwicklungen an der Börse zu verfolgen.
Je früher das Geld angelegt wird, desto größer ist die Chance langfristig davon zu profitieren. Das Portal „Weltsparen“ hat dies zum Anlass genommen, eine weitere Berechnung am Beispiel von ETF-Sparplänen (Indexfonds) durchzuführen. Würde eine 30-Jährige Frau zehn Prozent des durchschnittlichen Monatsnettogehalts für Frauen im Alter von 30 Jahren, also 206 Euro, in einem Sparplan anlegen, könnte sie bei einer durchschnittlichen Rendite von fünf Prozent bis zu ihrer Rente insgesamt 264.000 Euro ansparen. Mit diesem Betrag wäre sogar die Rentenlücke geschlossen. (Yannick Wenig) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks.