Siemens-Versammlung - „Deutsche Greta“ droht: „Sonst wird das nichts“
Zur Siemens-Hauptversammlung werden nicht nur Aktionäre, sondern auch Proteste einiger Klimaaktivisten erwartet. Im Fokus wird wieder das umstrittene Kohleförderprojekt sein.
- Zahlreiche Siemens-Aktionäre treffen sich am Mittwoch zu ihrer Hauptversammlung.
- Junge Klimaaaktivisten um Luisa Neubauer planen Proteste in München.
- Eine Gruppierung will sich an „Aktionen des zivilen Ungehorsams“ beteiligen.
10.48 Uhr: Die Nachrichtenagentur dpa schreibt nun von etwa 300 Umweltschützern, die sich vor der Münchner Olympiahalle versammeln, um gemeinsam bei der Siemens-Hauptversammlung gegen die vergleichsweise geringfügige Beteiligung des Konzerns an einem großen Kohlebergbau-Projekt in Australien zu protestieren.
Ein Großteil der Protestierenden des Bündnisses, etwa von Fridays for Future, Campact, Greenpeace und Extinction Rebellion, bildeten eine Menschenkette, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Kurzzeitig sei auch der Zugang zum Gebäude behindert gewesen, teilte ein Sprecher der Polizei mit.
10.14 Uhr: Am Rande der Siemens-Hauptversammlung protestieren etwa 130 Aktivisten gegen das Kohleprojekt des Konzerns in Australien. Die zu verschiedenen Umweltschutzgruppen zählenden Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie "Australien brennt" und "Die Erde hat Fieber". Der Protest richtet sich gegen einen Vertrag von Siemens für die Schienensignalanlage einer riesigen Kohlemine des indischen Adani-Konzerns im australischen Bundesstaat Queensland.
An den Protesten beteiligte sich auch die Jugendbewegung Fridays for Future - deren deutsche Gesicht Luisa Neubauer hatte zuvor bereits aus dem Veranstaltungssaal ihre Anwesenheit angekündigt (siehe 9.30 Uhr). Eine aus Australien zu der Hauptversammlung angereiste Aktivistin der Gruppe, die 17-jährige Varsha Yajman, sagte der Nachrichtenagentur AFP zu dem Projekt, das Bergwerk zerstöre den Lebensraum der australischen Ureinwohner. "Adani ruiniert ihr Land, Adani nimmt ihr Land."
Yajman warf Siemens-Chef Joe Kaeser vor, falsche Informationen über die Haltung der Aborigines zu dem Projekt zu verbreiten. Anders als von Kaeser behauptet, hätten diese nicht mehrheitlich für das Projekt gestimmt. "Sie haben vier Mal dagegen demonstriert."
Fridays For Future hatte für 8.00 Uhr zu einer Menschenkette vor der Olympiahalle aufgerufen. Um 14.00 Uhr soll dann eine „große Demonstration“ beginnen.
Fridays For Future protestiert bei Siemens: Kaeser entnervt - „Dieses unselige Projekt ...“
9.55 Uhr: Siemens-Chef Joe Kaeser muss am Mittwoch nicht nur - wie üblich - die Aktionäre des Siemens-Konzerns überzeugen. Sondern auch mit dem angekündigten heftigen Protest von Klimaschützern umgehen. Der Siemens-Chef hat sich angesichts dieser Ausgangslage schon vorab schwer frustriert über die Klimadebatte rund um sein Unternehmen geäußert.
„Bei solchen Themen kann man nicht gewinnen, weil der Anspruch, den viele haben auf der anderen Seite, ein legitimer ist“, sagte Kaeser vor der Hauptversammlung am Mittwoch. „Nur: Ein Anspruch alleine schafft noch keine Lösungen“, fügte er hinzu. „Deswegen war mir vollkommen klar, dass man bei solchen Themen nicht gewinnen kann: jung gegen alt, Aktivismus gegen Konzern.“
Dass Siemens wegen eines verhältnismäßig kleinen Zugsignalauftrags „zur Zielscheibe doch zahlreicher Umweltaktivisten“ geworden sei, nannte Kaeser „schon fast grotesk“. Bei „diesem unseligen Projekt in Australien“ sei Siemens ja „erst in der zweiten Ableitung“ beteiligt. Man müsse sich fragen, wo diese Debatte aufhöre: Dürfe Siemens dann im Zweifelsfall auch keine energiesparende Haustechnik für ein Hauptquartier eines großen Minenkonzerns liefern?
Anlass der Proteste von Umweltgruppen ist die Lieferung von Siemens-Zugsignaltechnik im Wert von rund 18 Millionen Euro für ein riesiges Kohlebergbauprojekt des Adani-Konzerns in Australien. Im Juli 2020 macht der Konzern einen weiteren Mega-Deal mit der Deutschen Bahn - inmitten der Corona-Krise.
Siemens-Hauptversammlung: „Deutsche Greta“ Luisa Neubauer plant Proteste
Update vom 5. Februar, 9.30 Uhr: Luisa Neubauer stimmt ihre Unterstützer und die Siemens-Aktionäre auf Protest bei der heutigen Aktionärsversammlung des Konzerns ein. „Hier geht es längst nicht mehr ‚nur‘ um eine Beteiligung an der Adani Mine. Es geht um jedes einzelne Investment globaler Konzerne, das Paris gerecht werden muss. Sonst wird das nichts“, schreibt sie auf Twitter und postet dazu ein Bild aus dem noch leeren Versammlungssaal.
Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, stellt unterdessen eine klare Forderung im Hinblick auf den Bau des australischen Kohleförderprojekts: "Ich hoffe sehr, dass die Aktionäre und Geschäftsführung von Siemens heute ihrer Verantwortung für den Schutz des Planeten gerecht werden und dem Kohleprojekt in Australien die Unterstützung verweigern", sagte Hofreiter der Nachrichtenagentur AFP.
Siemens vor turbulenter Versammlung: Umwelt-Aktivisten verschanzen sich auf Dach der Zentrale

Update vom 4. Februar 22.47 Uhr: Bereits am Abend vor der Hauptversammlung des Technologiekonzerns Siemens am Mittwoch ist es in der Konzernzentrale in München zu Protesten gekommen. Greenpeace-Aktivisten hatten sich auf dem Dach der Zentrale verschanzt und hatten offenbar vor, dort zu übernachten. Die Protestler erklärten sich zu einem Gespräch mit Siemens bereit, wurden daraufhin aber kurzerhand von der Polizei entfernt.
Dazu äußerten sich die Aktivisten mit Protest auf Twitter: Man sei das Gespräch mit Konzernchef Joe Kaeser eingegangen, doch dann „bekommt statt Gespräch die Räumung“, so der Vorwurf.
Auf die Führung des Technologiekonzerns Siemens kommen am Mittwoch in München weitere Proteste und Diskussionen wegen der Beteiligung an einem riesigen Kohleförderprojekt in Australien zu. Ein Bündnis von Umweltschutzgruppen, darunter die Jugendbewegung Fridays for Future, kündigte für das Aktionärstreffen eine Reihe von Protestveranstaltungen an. Außerdem wollen Vertreter der Umweltschützer auf der Hauptversammlung reden.
Siemens-Chef Joe Kaeser hatte das Festhalten an dem umstrittenen Auftrag in Australien mit vertraglichen Verpflichtungen begründet. Als Konsequenz aus den Debatten kündigte Kaeser an, einen Nachhaltigkeitsrat zu gründen. Im Zuge der Hauptversammlung veröffentlicht Siemens auch aktuelle Quartalszahlen.
Siemens-Hauptversammlung: Klimaaktivisten um „Deutsche Greta“ Luisa Neubauer rufen zu Protesten auf
Update um 16.51 Uhr: Greenpeace-Aktivisten haben einen Tag vor der Siemens-Hauptversammlung das Dach der Konzernzentrale in München besetzt. Bei dieser Aktion entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift: „Buschbrände beginnen hier“. Damit protestieren neben jungen Klimaaktivisten nun auch die Umweltschützer von Greenpeace gegen den Beitrag des Konzerns für ein Kohlebergwerksprojekt in Australien. Die Protestaktion sorgte nicht nur medial für Aufsehen. Auch die Polizei rückte aus, um der Protestaktion auf der Siemens-Zentrale Herr zu werden. Das berichtet tz.de*.
Erstmeldung vom 4. Februar:
München - Da dürfen sich die Siemens-Aktionäre wohl auf einiges gefasst machen: Bereits vor der für Mittwoch angesetzten Hauptversammlung des Großkonzerns rufen junge Klimaaktivisten in sozialen Netzwerken zu Protesten anlässlich des Treffens auf - und rechnen wohl mit ordentlichem Zulauf. „Wir werden mit vielen hundert Menschen, vielleicht sogar Tausenden über den Tag verteilt vor Ort sein“, sagte Lara Eckstein vom Bündnis Campact der Deutschen Presse-Agentur zufolge am Dienstag in München.
Siemens-Hauptversammlung: Auch die „deutsche Greta“ Luisa Neubauer wird vor Ort sein
Auch die als „deutsche Greta“ bekannte Aktivistin Luisa Neubauer hat den Streik bei Twitter angekündigt und mit den Worten „Kommt dazu“, ihre Follower motiviert, sich ebenfalls zu beteiligen. Außerdem hat die 23-Jährige in ihrem Posting Siemens kritisiert. „Wenn der Konzern klimagerecht wirtschaften will, muss er aufhören schönzurechnen und anfangen Verantwortung zu Ende zu denken“, schreib Neubauer.
Einer der Hauptgründe für die Proteste ist die Beteiligung von Siemens an einem riesigen Kohlebergbau-Projekt in Australien. Die Aktivisten fordern, dass der Konzern vom Vertrag zur Lieferung einer Zugsignalanlage im Wert von 18 Millionen Euro für das Bergbauprojekt des Adani-Konzerns zurücktreten soll. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte diese Forderung im Januar nach neuerlicher Prüfung abgelehnt. „Morgen ist die letzte Chance für diesen Traditionskonzern, sich auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen“, sagte Eckstein. Wie viele Protestierende am Mittwoch voraussichtlich vor Ort sein werden, wollten die Vertreter des Bündnisses Campact, zu dem unter anderem auch Fridays for Future und Extinction Rebellion gehören, nicht vorhersagen. Doch die Verantwortlichen geben sich kämpferisch: „Wir werden auch morgen laut sein“, sagte Helena Marschall von Fridays for Future.
Siemens-Hauptversammlung: Fridays for Future wolle das Treffen nicht blockieren
Fridays for Future habe aber nicht vor, die Versammlung zu blockieren, sagte Marschall. Stattdessen wolle man Präsenz zeigen und mit den Aktionären ins Gespräch kommen. Auch Eckstein betonte: „Wir wollen ja Siemens nicht sabotieren sondern eine klare Entscheidung, dass sie den Mut haben aus dem Vertrag herauszugehen.“ Die Worte von Lukas Schnermann, Mitglied der Organisation Extinction Rebellion, klangen dagegen etwas anders. Er kündigte an, dass sich Aktivisten seiner Gruppierung an „Aktionen des zivilen Ungehorsams“ beteiligen würden. Nähere Details verriet er nicht. Schon in der Vergangenheit fiel ein Aktivist der Gruppierung bei Siemens durch eine aufsehenerregende Protestaktion auf.
Eckstein betonte, dass es bei den Protesten nicht nur um den einzelnen Auftrag von Siemens gehe, sondern um ein „grundsätzliches Zeichen“. Die Proteste hätten gezeigt, was sich Konzerne einhandeln würden, wenn sie Verträge mit Adani eingingen. Neben den Protesten vor der Hauptversammlung sind auch Redebeiträge der Kritiker auf dem Aktionärstreffen geplant.
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