Wirtschaftskrise in der Türkei: US-Botschafter warnt vor Medikamenten-Knappheit

Die Wirtschaftskrise in der Türkei könnte sich bald auf die Bevölkerung auswirken. Der US-Botschafter warnt vor einem möglichen Medikamenten-Engpass.
- Die Türkei befindet sich derzeit in einer Wirtschaftskrise.
- Die türkische Lira ist auf ein Rekordtief gerutscht.
- Der US-Botschafter in Ankara warnte vor einem möglichen Engpass an Medikamenten.
Ankara - Die türkische Lira verliert immer weiter an Wert. Im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro fiel sie am heutigen Montag, den 28. September, jeweils auf ein Rekordtief. Nun besteht die Gefahr, dass sich die Wirtschaftskrise in der Türkei auch auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken könnte. Laut dem US-Botschafter in Ankara, David M. Satterfield, könnten im Land von Präsident Recep Tayyip Erdogan bald die Medikamente knapp werden.
Türkei: US-Botschafter Satterfield warnt vor möglicher Medikamenten-Knappheit
Angaben der türkischen BBC zufolge soll der US-Botschafter Satterfield auf einer Online-Handelskonferenz gesagt haben, dass Pharmaunternehmen keine Medikamente mehr in die Türkei verkaufen würden, sollte das Land seine Schulden nicht begleichen. Die Regierung um Präsident Erdogan habe ein massives Geldproblem. Insbesondere die staatlichen Krankenhäuser seien betroffen.
Die Verschuldung von öffentlichen türkischen Krankenhäusern gegenüber ausländischen Pharmaunternehmen sei innerhalb eines Jahres von 230 Millionen US-Dollar auf 2,3 Milliarden US-Dollar gestiegen, erklärte Satterfield. Die Schulden haben sich also im Zeitraum von einem Jahr verzehnfacht. Der US-Botschafter berichtete, dass sich sogar der US-Handelsminister Wilbur Ross mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und Finanzminister Berat Albayrak diesbezüglich getroffen habe. Beide hätten versprochen, eine Lösung für das Problem zu finden und einen Teil der Forderungen zu begleichen.
Die Türkei und die USA haben das Ziel, ihr jährliches Handelsvolumen auf 100 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Aktuell liegt ein Erreichen dieses Ziels jedoch in weiter Ferne. Derzeit beträgt das jährliche Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern lediglich 21 Milliarden US-Dollar.
Wirtschaftskrise in der Türkei: Lira rutscht auf Rekordtief
Die türkische Lirabefindet sich derzeit in einer Krise. Seit Juni diesen Jahres hat sie mehr als elf Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Auf diesen Wertverlust hat die türkische Zentralbank mit einer überraschenden Maßnahme reagiert. Um den Absturz der Lira abzuschwächen und die starke Inflation einzudämmen, wurden die Leitzinsen deutlich angehoben.
Die Kurserholung der Lira in der vergangenen Woche hat sich allerdings nur als kurzfristig herausgestellt. Wie bereits erwähnt, rutschte die türkische Währung im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro jeweils auf ein Rekordtief. Marktbeobachter begründeten den aktuellen Kursrutsch mit geopolitischen Risiken durch die jüngste Eskalation in der Konfliktregion Berg-Karabach zwischen den Nachbarländern Armenien und Aserbaidschan. Die Türkei gilt als Schutzmacht des islamisch geprägten Aserbaidschan. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks