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Chef der Arbeitsagentur: „Deutschland braucht 400.000 Zuwanderer pro Jahr“

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Von: Markus Hofstetter

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In Deutschland wächst der Fachkräftemangel. Um diesen auszugleichen, braucht Deutschland nach Ansicht des Chefs der Arbeitsagentur mehr qualifizierte Zuwanderer.

Nürnberg/Wiesbaden - In Deutschland herrscht Fachkräftemangel*. Dieses Problem kann nach Ansicht von Detlef Scheele nur durch Ausländer gelöst werden. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit* nennt dabei die Zahl von 400.000 Zuwanderern pro Jahr. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.

„Aber mir geht es hier nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt“, sagt Scheele der Süddeutschen Zeitung. „Von der Pflege über Klimatechniker bis zu Logistikern und Akademikerinnen: Es werden überall Fachkräfte fehlen.“

Zu möglichen Widerständen gegen Migration sagte er: „Man kann sich hinstellen und sagen: Wir möchten keine Ausländer. Aber das funktioniert nicht.“

Detlef Scheele, Vorsitzender des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, aufgenommen im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin (12. März 2021)
Deutschland braucht nach Ansicht von Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, zur Lösung des Fachkäftemangels qualifizierte Zuwanderer © Florian Gaertner/photothek.de/imago

BA-Chef warnt vor Fachkräftemangel

Fakt sei, so Scheele, dass Deutschland die Arbeitskräfte ausgehen. Durch die demografische Entwicklung nehme die Zahl der potenziellen Arbeitskräfte im typischen Berufsalter bereits in diesem Jahr um fast 150 000 ab. In den nächsten Jahren werde es viel dramatischer werden.

Für Scheele gibt es mehrere Möglichkeiten, um das Problem zu lösen. Ungelernte und Menschen mit wegfallenden Jobs müssen qualifiziert, Arbeitnehmerinnen mit unfreiwilliger Teilzeit länger arbeiten. Vor allem aber müssten Zuwanderer ins Land geholt werden. Das alles müsse, so Scheele, die neue Bundesregierung anpacken.

Herkunfsstaaten: Die meisten Zuwanderer kommen aus Bosnien, Serbien und Syrien

Noch vor dem Bewerbungsprozess steht für viele Arbeitskräfte aus dem Ausland die bürokratische Hürde der Anerkennung des eigenen Berufsabschlusses. Das Verfahren war zum März 2020 mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz reformiert worden und soll beschleunigte Abläufe gewährleisten.

Ein Erfolg davon ist, dass 2020 laut dem Statistischen Bundesamt 44.800 ausländische Abschlüsse als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu deutschen Qualifikationen anerkannt wurden. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Zwei Drittel davon entfielen auf medizinische Gesundheitsberufe. Nach Herkunftsstaaten stellten Menschen aus Bosnien-Herzegowina mit 3600 die größte Gruppe, vor Serbien mit 3400 und Syrien mit 3100.

Dennoch, die Corona-Krise* hat das Problem zu geringer Zuwanderung von Fachkräften verschärft. Ein Anzeichen dafür ist, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Neuanträge auf Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse bei den deutschen Behörden um drei Prozent auf 42.000 gesunken ist.

IW: Zuwanderung für Aufschwung unerlässlich

Aus Politik und Wirtschaft kommt angesichts dieser Entwicklung Kritik. Der Sprecher für Arbeitsmarktpolitik der FDP-Fraktion im Bundestag, Johannes Vogel, sagte angesichts der Zahlen, „das kümmerliche Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ von Union und SPD werde der Bedeutung der Aufgabe bei weitem nicht gerecht. „Wir müssen endlich besser werden im globalen Wettbewerb um Talente - und brauchen dafür ein modernes Einwanderungsrecht mit Punktesystem, wie es etwa Kanada und Neuseeland schon lange vormachen.“

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) betonte die Bedeutung der Zuwanderung für den deutschen Arbeitsmarkt. Für den Aufschwung nach der Pandemie ist Zuwanderung demnach unerlässlich. „Die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland kann uns dabei helfen, mit Schwung aus der Krise zu kommen“, erklärt IW-Expertin Kristina Stoewe. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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